53 Tonnen Last – für die Energiewende

Passt auf den Zentimeter! Die neue „Betonstation“, die einen Transformator für „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und „MANN Naturenergie“ beherbergt, steht jetzt wirklich exakt innerhalb von auf den Boden gesprühten Markierungen. Das klingt zunächst zwar gar nicht so spektakulär – doch das Gebäude wiegt über 50 Tonnen und ist als Ganzes an seinen Standort bugsiert worden! Vorausgegangen ist an diesem nasskalten Morgen lange vor dem Sonnenaufgang begonnene, mehrstündige Präzisionsarbeit, für die unter anderem ein 250-Tonnen-Kran zum Einsatz gekommen ist. Außerdem wurden wochenlang komplizierte Bohrungen vorgenommen, etliche Leerrohre verlegt und kilometerweise Kabel gezogen – um die Energiewende einmal mehr ein großes Stück voranzubringen.

Gut drei Meter breit, über neun Meter lang, 3,71 Meter hoch – und vor allem satte 53,4 Tonnen schwer: Das Aufstellen einer derart dimensionierten Transformatorenstation erfordert eine detailreiche Planung und Koordination der beteiligten Unternehmen. Und einen besonderen Schwertransporter nebst geschicktem Fahrer, der das Bauwerk aus Rinteln nach Langenbach bringen konnte. Dort im Weserbergland, hat die Firma Scheidt ihren Stammsitz – und das Trafohaus für die Westerwälder Energieversorger komplett zusammengebaut, so dass es nach dem Aufstellen „nur“ noch an das firmeneigenen Stromnetz angeschlossen werden muss.

Der Fahrer bekommt Kommandos vom Ende des fast 28 Meter langen Transporters.

Der Schwertransporter hat sein Ziel, das MANN-Firmengelände in Langenbach, lange vor dem Aufstehen der Menschen im Ort erreicht; abgesichert durch ein Begleitfahrzeug, mit Sondergeneh- migung sowie der Auflage, bis sechs Uhr die öffentlichen Straßen verlassen zu haben, um den einsetzenden Berufsverkehrs nicht zu behindern. Denn das auffällige Gefährt misst mit dem Trafo im Gepäck 27,75 Meter – und ist damit nicht nur sehr schwer, sondern ebenfalls ausgesprochen lang.

Dennoch hat der Fahrer das „Ungetüm“ zentimetergenau – im Rückwärtsgang! – mit nur einem Anlauf zwischen Rundholzstapeln, Zerhacker des SEO-Sägewerkes der WWP und Hackschnitzelhaufen hindurch bugsiert und genau vor dem bereitstehenden Autokran abgestellt.

Zweieinhalb Stunden werden am Ende vergangenen sein, wenn der Kran „gerüstet“ und genau positioniert, die tonnenschwere Last anschließend gehoben und präzise am vorgesehenen Platz abgesetzt ist. Um 9.36 Uhr ist es soweit: Der neue Transformator steht sicher. Doch wozu der ganze Aufwand?

Um zu verstehen, warum die neue Investition der MANN-Gruppe eine Reihe Vorteile bringt und ein wichtiger Baustein ist, der auch zukünftig die Produktion der WWP mit selbsterzeugtem Grünstrom versorgt, die Gebäude von „MANN Naturenergie“ erleuchtet oder die Autos der Mitarbeiter während der Arbeitszeit lädt (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete), empfiehlt sich ein kleiner Exkurs in die zugrundeliegende Technik. Zwei elektrische Spannungen sind dabei wichtig: einmal 400 Volt „Niederspannung“ und daneben eine „Mittelspannung“ von 20.000 Volt oder 20 kV. Auf diese beiden Werte kann die Trafostation den Strom herauf- oder eben heruntertransformieren.

Auf die Leerrohre sollen hinterher alle Anschlüsse im Trafohaus passen.

Der MANN-Windpark oberhalb des Ortes Langenbach liefert seine Energie mit einer Spannung von besagten 20 kV. Bislang war er ans Langenbacher Ortsnetz angebunden, das ebenfalls im 20-kV-Bereich funktioniert. Der von den „Windmühlen“ erzeugte Strom war auch zuvor schon „öko“, ging indes direkt ins öffentlich Netz. Mit einer zusätzlichen Kabelverbindung vom Standort der Windenergieanlagen zum neuen Trafo kann der „Windstrom“ – ebenso wie der im WWP-Kraftwerk erzeugte Ökostrom – unmittelbar in Langenbach genutzt werden, um zum Beispiel die CO2-armen Holzpellets zu pressen.

Windräder und Trafo sind genauso mit 20-kV-Leitungen verbunden wie der neue Trafo mit dem WWP-Kraftwerk oder dem aus 112 „second-life“-Batterien aufgebauten Großspeicher auf dem Firmengelände. Das, erklärt Florian Höfer, habe etliche positive Effekte: „Ich habe erheblich weniger Energieverluste bei 20 kV als bei der Niederspannung, da bei gleicher Leistung weniger Strom im Kabel fließt. Weniger Strom führt zu geringerer Reibung im Kabel, weniger Wärme und damit wesentlich geringeren Energieeinbußen“, stellt der gelernte Elektroniker für Betriebselektrik, der sich bei „Mann Naturenergie“ um alle Anlagenprogrammierungen kümmert, einen den ökologischen Gedanken stärkenden Aspekt heraus.

180 Meter des Kabelwegs vom Windpark zum Trafo mussten per “Spühlbohrung” unter dem WWP-Rundholzplatz hindurch durchgeführt werden.

Zudem wären die Kosten der rund 1,9 Kilometer langen Kabelverbindung vom Windpark zum Trafo (die übrigens eine Weiternutzung und Einbindung der ersten Windkraftanlage ermöglicht, die Markus Mann schon 1991 oberhalb des Firmensitzes unter dem Gespött einiger Menschen aufstellte und die heute noch immer volle Leistung bringt) um einen sechsstelligen Betrag höher gewesen, wäre der Windpark anstelle per Mittel- mit Niederspannung angebunden worden. Abgesehen davon, so Höfer, seien die nunmehr benötigten Kabel nur wenige Zentimeter dick. Andernfalls hätten sie jedoch kanalrohrgroße Dimensionen haben müssen. „Es wären logischerweise ebenso mega große Kabelschächte erforderlich gewesen“, erläutert Florin Höfer.

Wenn alle Maßnahmen abgeschlossen sind, werden Windpark, Großspeicher, Kraftwerk, der Anschluss ans öffentliche Stromnetz, das MANN-Firmenarealnetz und eben die Trafostation über deren integrierte „Mittelspannungsschaltanlage“ auf 20 kV-Basis miteinander verbunden sein, wie der Fachmann weiter ausführt. Daneben regelt der Trafo für entsprechende Verbraucher die Spannung von 20 kV auf 400 Volt herunter. Denn mit dieser „Niederspannung“ arbeiten wiederum sämtliche Maschinen wie die SEO-Sägeanlage oder die Absackanlage der „Westerwälder Holzpellets“ ebenso wie die Pelletpressen.

Sehr, sehr langsam lässt der Kran den Trafo auf seinen Standort sinken, wo er genau auf vorinstallierte Anschlüsse passen muss.

Die zugehörige neue „Niederspannungshauptverteilung“ in der Trafostation löst außerdem eine bisher im Kraftwerk der Langenbacher Energieversorger untergebrachte ab. Deren Maximalleistung von 3.200 Ampere übertrifft die Hauptverteilung in der jetzigen Station mit 8.000 Ampere deutlichst. „Wir haben dann in der alten und neuen Hauptverteilung erheblich mehr Reserven und wesentlich größere Betriebssicherheit“, hebt Florian Höfer hervor. Es sei schon vorgekommen, das eine Pelletpresse beim Anlaufen blockierte: „Dann flog der Hauptschalter raus, und es war in der Vergangenheit erst einmal alles ‚tot‘.“ Das sei nun ausgeschlossen.

Dietmar Grosser, Bauleiter Montage bei der Firma Scheidt, ist zufrieden: Die “Betonstation” steht exakt in der Waage.

Die jetzige Installation bringe zusätzliche Sicherheit: Eine 400-Volt-Versorgung sei sehr träge – während mit dem 20 kV-Netz innerhalb von Millisekunden MANN und WWP vom öffentlich Stromanschluss getrennt werden können und der Batterie-Großspeicher – in dem sonst „überschüssiger“ Ökostrom aus dem Biomasse-Heizkraftwerk, dem Windpark oder den Photovoltaik-Flächen bei den WWP bis zu seiner Verwendung „geparkt“ wird – kann über einen „Koppelschalter“ unterbrechungsfrei die gesamte Last des Unternehmens übernehmen. „Und das würde hier in der Firma niemand mitbekommen“, schildert Florian Höfer den weiteren Vorteil der neuen Technik.

Am Windpark oberhalb von Langenbach “verschwindet” das Kabel in der Erde, das über fast zwei Kilometer zum neuen Trafo führt und die Windenergie so ins Netz bei den WWP einbindet. Foto: Schmalenbach

Die ganzen Arbeiten berücksichtigen daneben bereits heute die Option, das Firmenarealnetz eines Tages erweitern zu müssen– beispielsweise, falls noch weitere Gebäude wie Hallen hinzukommen oder zusätzliche Maschinen aufgrund des in der Energiewende logischerweise weiter steigenden Bedarfs an umweltfreundlichen Holzpellets in Dienst gestellt werden müssen.

So ist, wenn man diese Hintergründe kennt, dann doch verständlich, warum man den großen Aufwand betrieben hat, den Trafo, die 53 Tonnen schwere Last so präzise am Aufstellort abzusetzen: Damit wird die vollständige Einbindung des Batterie-Großspeichers ins Firmenarealnetz realisiert, eine neue Schnittstelle zum öffentlichen Stromnetz geschaffen und der Langenbacher Windpark ebenso ins Firmennetz eingebunden. Das alles unter dem Aspekt der Energieoptimierung. Und dieser, sagt Florian Höfer nachdenklich, habe man sich als Lieferant ökologisch sinnvoller Energiearten wie Grünstrom und Holzpellets schließlich verschrieben.

Uwe Schmalenbach

MANN einer von sieben führenden Anbietern

Der “Ökostrom Test 2022” ist auf einer Unterseite von “RTL News” plaziert worden.

RTL kennen viele wohl vor allem vom, zuweilen umstrittenen, „linearen Fernsehprogramm“. „Bauer sucht Frau“, „Der Bachelor“, „Deutschland sucht den Superstar“: Solche Formate dominieren heute bei dem Kölner Privatsender. Doch daneben gibt es unter der Dachmarke „rtl.de“ ein breites Angebot an Online-Inhalten. Vielfach haben die – natürlich – die Funktion, das freiempfangbare wie (inzwischen ebenfalls abonnierbare) kostenpflichtige Programm der Fernsehmacher vom Rhein zu bewerben. Allerdings: Auf etlichen Unterseiten von rtl.de sind Texte des Verbraucherportals „expertentes-ten.de“ auffindbar – und dort taucht seit neuestem sogar der Grünstrom von „MANN Naturenergie“ auf!

Erfreulicherweise geht die Seite auch auf Anbieter ein, die ihren Strom lediglich mit Hilfe von Zertifikaten “grünwaschen”.

„Immer mehr Verbraucher entscheiden sich aufgrund steigenden Umweltbewusstseins für einen Ökostrom-Tarif. Aktuell beziehen in Deutschland bereits etwa elf Millionen Haushalte Strom aus erneuerbaren Energien, und dieser Anteil wird in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Die Suche nach einem günstigen Tarif für Ökostrom wird daher für viele Stromkunden immer wichtiger, daher präsentiert Ihnen das Team von Expertentesten interessante Fakten rund um den Test und Vergleich von Ökostrom-Tarifen“: Mit diesem „Vorspann“ leitet die Redaktion von „expertentesten.de“ ihren Artikel „Ökostrom Test 2022 • Die besten Ökostrom Anbieter im Vergleich“ ein. Und man muss sagen: Die dann folgenden 13 Kapitel sind gar keine so schlechte Grundlage für Menschen, die sich zu dem Thema informieren wollen.

„Wie arbeiten Ökostrom Anbieter?“ „Beteiligung an Kohle- und/oder Atomkraftwerken?“ „Wann zahlt sich der Wechsel zu Ökostrom aus?“ Solche und andere Themen greifen die Experten von „expertentesten.de“ auf. Laut Selbstdarstellung erfolge das – wie bei allen anderen Tests des Portals, die thematisch von Küchengeräten bis zu Nahrungsergänzungsmitteln reichen – stets unbeeinflusst und transparent: „Gemäß journalistischen Grundsätzen arbeiten wir unabhängig und bevorzugen keine Marke oder Firma.“

Unter rund 8.000 hat der Test auf der RTL-Seite die sieben besten Ökostom-Anbieter aufgelistet – “MANN Naturenergie” zählt demnach dazu.

Hinter dem Online-Angebot steckt die Firma „ever-growing GmbH“, die ihren Sitz in Burghausen im Landkreis Altötting hat. Gerne hätte die Redaktion der „Wäller Energiezeitung“ mit einem Vertreter von „ever-growing“ beziehungsweise „expertentesten.de“ ein ergänzendes Hintergrundgespräch etwa zur Frage, wie viele Nutzer das Portal hat oder welche Themen besonders häufig aufgerufen werden, geführt. Doch bis zum Redaktionsschluss konnten wir dazu keinen Ansprechpartner erreichen; „aufgrund eines gravierenden Personalengpasses“ könne der „Wäller Energiezeitung“ niemand zur Verfügung stehen, teilt Benjamin Schardt, Geschäftsführer von „ever-growing“, auf Anfrage schriftlich mit.

Wie auch immer: Beim Stromvergleich, der auf der RTL-Seite abrufbar ist, scheinen die Macher ordentlich gearbeitet zu haben. Für viele Aussagen haben sie seriöse Quellen wie den Bundesverband Erneuerbare Energie, die „Stiftung Warentest“ oder „Ökotest“ beigebracht. Es wird nicht verschwiegen, dass es auf dem Energie-Markt nicht nur „sauber“ zugeht, Stichwörter wie „Greenwashing“ werden beleuchtet, und für den Verbraucher werden Empfehlungen gegeben, wie er vor Abschluss eines Vertrages echten (also physikalisch-gekoppelten) Grünstrom identifizieren kann und vieles mehr.

Und dann folgt eine Übersicht, welche empfehlenswerten Stromtarife „expertentesten.de“ ausgemacht hat: „Für viele Verbraucher ist es wichtig, dass der Bezug von Ökostrom einen wirklich nachhaltigen Nutzen bringt. Wenn Sie sich für einen Ökostrom-Tarif eines großen Stromkonzerns entscheiden, ist dies in der Regel nicht gegeben, da Sie mit der Zahlung Ihrer Stromkosten ungewollt Atom- und/oder Kohlekraftwerke mitfinanzieren“, heißt es da. Und weiter: „Bei der Suche nach den besten Ökostrom-Anbietern hat sich das Team von Expertentesten daher ausschließlich auf Anbieter konzentriert, die keine Atom- und/oder Kohlekraftwerke betreiben und somit als reine Naturstrom-Versorger gelten.“

Sieben „führende Ökostrom-Anbieter“ umfasst die tabellarische Übersicht, die das Team der Website aufgestellt hat – wahrlich nicht viele, wenn man bedenkt, dass „expertentesten.de“ an anderer Stelle von „rund 8.000 unterschiedlichen Naturstrom-Tarifen“ spricht, die es derzeit in Deutschland gebe! Neben den „EWS Elektrizitätswerken Schönau“ oder „Greenpeace Energy“ gehört laut „expertentesten.de“ auch „MANN Naturenergie“ zu diesen besten sieben!

Diese Bewertung spricht wohl unstreitig für die Arbeitsweise und Philosophie des Stromanbieters aus Langenbach bei Kirburg. Gleichwohl ist die Erkenntnis nicht neu: Für ihren Grünstrom „MANN Cent“ haben die Westerwälder schon seit 2013 mehrfach das „Ökotest“-Label erhalten. Das vom Verein „Grüner Strom Label“ vergebene Gütesiegel für „grüne“ Energieprodukte trägt Strom von MANN gar schon so lange es das Unternehmen gibt, von der ersten Kilowattstunde an.

Die Not vieler Energieverbraucher ist groß

Unser alltäglicher “Stromhunger” wächst durch immer mehr Geräte.
Foto: Krups

Tausende Stromnutzer in Deutschland wurden mit einem großen Problem konfrontiert: Ihnen ist plötzlich der laufende Stromvertrag gekündigt worden. Auch bei MANN Naturenergie haben sich betroffene Verbraucher gemeldet, die dringend einen neuen Anbieter brauchen. Was ist da los? „Was wir jetzt seit September neu beobachten, sind ,sehr kreative‘ Möglichkeiten, um sich Kunden zu entledigen, mit denen man keinen Gewinn macht“, kritisiert Louis-F. Stahl, Chefredakteur der „Energiedepesche“ und Vorstandsmitglied im Bund der Energieverbraucher.

Louis-F. Stahl ist Vorstandsmitglied im Bund der Energieverbraucher.
Foto: Energiedepesche

Die Methoden seien in den allermeisten Fällen nicht zulässig, betont Stahl. Unberechtigte Kündigungen ohne Einhaltung einer Frist zum Beispiel. „Die Verbraucher fallen dann bestenfalls in die Grundversorgung, die aber natürlich besonders teuer ist. Und weil bekannt ist, dass so Schadenersatzforderungen entstehen können, haben einige Energieversorger einen interessanten Trick angewendet: Sie haben den Bilanzkreis mit den Verteilnetzbetreibern gekündigt. Damit haben sie keine Möglichkeit mehr, die Energie durch das Verteilnetz zum Kunden zu ,bringen‘ und berufen sich auf die Unmöglichkeit der Belieferung.“

Es gebe zudem Anbieter, die einfach die Abschlagszahlung verdreifachten, um sich Liquidität zur Vermeidung einer Insolvenz zu verschaffen. „Es geht also um drei Aspekte: unberechtigte Kündi- gungen, künstliche Herbeiführung der Unmöglichkeit über Bilanzkreisauflösung und unberechtigte Erhöhung der Abschlagszahlungen“, fasst der Experte zusammen.

Für den Kunden ergeben sich dadurch oftmals noch weitere Probleme. So weigerten sich etwa manche Grundversorger – in der Regel der Anbieter, der vor Ort die meisten Haushalte versorgt –, betroffene Verbraucher aufzunehmen. Bei der Ersatzversorgung, die als letzte Möglichkeit greift, muss das Grundversorgungsunternehmen in jedem Fall liefern. Doch auch bei dieser Leistung verweigern sich viele Anbieter. Während der Energieversorger jedoch die Grundversorgung ablehnen darf, wenn dies wirtschaftlich nicht zumutbar ist, ist die Weigerung, Ersatzversorgung zu gewährleisten, nicht zulässig, gibt Stahl zu bedenken. Dadurch komme es natürlich oft zu „juristischen Scherereien“. Dies sind jedoch nicht die einzigen Benachteiligungen. „Es gibt auch Grundversorger, die zwei Tarife machen: einen für die Bestandskunden mit günstigen Konditionen und einen für die Neukunden – mit exorbitant hohen Preisen.“

Die Energiewende sei verschlafen worden, bemängelt Stahl: “Wir haben zum Beispiel begonnen, Offshore-Windparks zu bauen – und dann einfach nicht weitergemacht”
Foto: Damm/Pixelio

Grund für die Massenkündigungen seien vor allem gestiegene Einkaufspreise an den Energiemärkten. „Das ist für Beteiligte schwer nachzuvollziehen, weil es nicht den einen Auslöser gibt, sondern eine Vielzahl an Punkten, die zusammentreffen und zu einer Preisexplosion geführt haben“, erläutert Louis-F. Stahl. Doch die rasant erhöhten Marktpreise – insbesondere jene für die kurzfristige Beschaffung – führten eben bei vielen Energieunternehmen zu zwei klassischen Reaktionen: Preiserhöhungen und Kündigungen.

Auch an MANN haben sich viele Betroffene hilfesuchend gewendet, darunter nicht wenige, die zuvor Kohle- und Atomstrom bezogen haben. Generell sei das Interesse an „grüner Energie“ in der Bevölkerung inzwischen stark verbreitet, ist Stahls Eindruck. Ebenso bemerke er, dass sich die Menschen über „Greenwashing“ immer bewusster würden. So können sich Energieversorger zum Beispiel „Herkunftsnachweise“ ganz einfach im In- und Ausland kaufen und so ihr Produkt – auch Atom- und Kohlestrom – als „Ökostrom“ labeln. Die Verbraucher schauten mittlerweile aber viel genauer hin, wendet Stahl ein: „Sie erkennen, dass solche Ökotarife gar nichts bringen und die Energiewende nicht voranbringen.“

Doch was können Verbraucher, die einen neuen Anbieter suchen, überhaupt tun, um zu erkennen, ob ein Ökoanbieter wirklich ein seriöses Produkt vertreibt? „Beim Bund der Energieverbraucher empfehlen wir, sich den Versorger genau anzuschauen. Denn das allgemeine Handeln dieses Unternehmens kann starken Einfluss darauf haben, wie viel erneuerbarer Strom erzeugt wird“, betont Stahl. „Es gibt Energieversorger, die selbst grüne Kraftwerke bauen, also zum Beispiel Biomasse- oder Photovoltaikanlagen oder auch Windkraftanlagen, und die so für einen Teil ihrer Verbraucher den Strom selbst erzeugen beziehungsweise mit dem faktischen Bau grüner Erzeugungsanlagen für die Verdrängung von Atom- und Kohlestrom sorgen.“ So wie es bei MANN ist: Angefangen vom Biomasseheizkraftwerk der zur MANN-Firmengruppe gehörenden „Westerwälder Holzpellets“, in dem tagtäglich Grünschnitt verfeuert wird, über den Einsatz für ältere Windkraftanlagen (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete), bis hin zu den elektrisch betriebenen Firmenwagen – die natürlich auf dem MANN-Gelände mit eigenem, hundertprozentigem Ökostrom geladen werden.

Das „grüne Gewissen“, hebt Stahl hervor, sollte allerdings nicht allein durch einen Ökostromanbieter beruhigt werden. „Man muss selbst das Zepter in die Hand nehmen, sich etwa an einem Bürgerwindpark beteiligen, eine Photovoltaikanlage aufs Dach bauen lassen und vielleicht die fossile Heizung rauswerfen, gegebenenfalls, wenn der neue Autokauf ansteht, nicht mehr auf ein Verbrennungsfahrzeug setzen. Da haben Menschen wirklich die Möglichkeit, durch taktisches Handeln die Welt zu verbessern.“

Erhöhte Nachfrage nach fossilen Energieträgern im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr.
Grafik: Energiedepesche

Und dies ist dringend nötig. Denn in der aktuellen Situation zeigt sich nicht zuletzt, dass Deutschland mit dem Ausbau regenerativer Energiequellen noch immer nicht schnell genug vorankommt. Stahl bemängelt, dass die Energiewende von der Politik regelrecht „abgewürgt“ wurde, zunächst die Förderung der Solarenergie und zuletzt auch die Windkraft. „Hätten wir diese Erzeugungsleistung aus Wind und Sonne jetzt zur Verfügung, könnte man sich auch über Stromspeicherung Gedanken machen“, wirft er ein. Der Fachmann geht davon aus, dass uns der mangelnde Ausbau der erneuerbaren Energien sowohl finanziell als auch in Hinblick auf die Energiewende und das Erreichen der Klimaschutzziele „komplett auf die Füße fallen“ wird. Es müsse daher ein großes Umdenken stattfinden.

„Es liegt an der jetzigen Regierung, die Versäumnisse aufzuholen. Und wir werden doppelt so schnell arbeiten müssen.“ Der Ausbau regenerativer Energien habe nur Vorteile. Dies könne man sogar in Hinblick auf Situationen wie die aktuelle Not in der Energiewirtschaft erkennen. Denn die Energiewende sorge nicht zuletzt für eine Umstrukturierung von einer zentralisierten zu einer dezentralisierten Stromwirtschaft mit vielen kleinen Erzeugern – „die dann auch resilient auf Herausforderungen reagieren können.“

Andra de Wit

Eine fahrbare „Insellösung“ für Grünstrom

Florian Höfer bringt den Anhänger, mit dem Solarstrom “mobil” gewonnen werden kann. Fotos: Schmalenbach

Florian Höfer zieht mit seinem neuen elektrischen Firmenwagen (siehe Seite 2) einen Anhänger über den Hof vor dem MANN-Verwaltungsgebäude. Der „Nachläufer“ sieht auf den ersten Blick nach einem üblichen Kastenanhänger aus – wären da nicht Solarpanels an mehreren Seiten.

Ruben Ermert hatte im zurückliegenden September damit begonnen, sich mit dem „Azubi-Projekt“, wie sein Chef Markus Mann das Vorhaben augenzwinkernd gerne nennt, zu befassen. „Natürlich seither nicht durchgängig die ganze Zeit, sondern immer mal wieder“, schmunzelt der Mitarbeiter der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP). „Dem Markus (Anm. d. Red.: Gemeint ist WWP-Chef Markus Mann) ging es generell auf die Nerven, dass auf irgendwelchen Wald-Partys oder Festen für die Stromversorgung irgendwelche rappelnden Diesel-Aggregate laufen. Es stinkt, es pustet Abgase in die Umwelt!“

Stattdessen könnte zukünftig das „Mobile Sonnenaggregat“, das Ruben Ermert inzwischen vorführen kann, Öko-Strom produzieren – und über eine besondere Batterie im Inneren auch speichern.

Mit wenigen Handgriffen werden die Solarzellen ausgeklappt…

Florian Höfer hat den Anhänger abgekuppelt, und Ruben Ermert bringt an dessen beiden Längsseiten klappbare Solarpanels in Position. Die Module werden in einem 45-Grad-Winkel zum Anhänger ausgeklappt, so dass die Solarzellen nicht allein zur Mittagszeit eine nennenswerte Leistung produzieren, sondern den ganzen Tag „die Sonne ordentlich drüberlaufen kann“, wie Ermert das bodenständig formuliert. „So gibt es relativ lange eine schöne Leistung.“ Die liegt in der Spitze („Peak“) bei immerhin 4.000 Watt.

… und stehen dann in einem günstigen 24-Grad-Winkel.

Doch anders als bei einem herkömmlichen und CO2 emittierenden Diesel-Aggregat steht diese Energie nicht nur zur sofortigen Nutzung bereit: Im Innern des Anhängers hat Ruben Ermert ein großes Speichersystem eingebaut. 9,75 Kilowattstunden kWh) beträgt dessen Kapazität. Das ist genug Energie, um zum Beispiel eine moderne LED-Straßenleuchte weit über ein Jahr Tag und Nacht durchgängig leuchten zu lassen, selbst wenn kein neuer Solarstrom mehr eingespeist würde!

Modellhaft stellt das „Mobile Sonnenaggregat“ quasi ein „kleines Haus“ dar, das mit einer Photovoltaik-Anlage und einer Speicherlösung ausgerüstet ist. Außen gibt es sogar eine Wallbox zum Laden von E-Autos. Das Aggregat diene daher neben dem praktischen Nutzen als Ersatz für umweltschädliche Diesel-Geräte zugleich zum Ausprobieren, wie man mit einer solchen Speicherlösung insgesamt umgeht: „Für uns ist das ‚Mobile Sonnenaggregat‘ sehr gut zum Lernen geeignet“, nickt Ermert. Zudem könne man so Kunden zeigen, was heutige Speicherlösungen bringen – im Prinzip auch in jedem Wohngebäude, in dem etwa selbsterzeugter Öko-Strom aus einer Photovoltaikanlage bis zu seiner Nutzung „geparkt“ werden soll.

Ein 9-kW-Wechselrichter ist im Anhänger bereits verbaut, an einem freien Steckplatz daneben könnte ein zweiter eingesetzt werden, so dass der Speicher in der Lage ist, bis zu 18 kW Leistung aus Photovoltaik weiterzugeben! Damit lassen sich selbst mehrere „stromhungrige“ Haushaltsgeräte wie etwa ein Kaffeevollautomat, eine Spülmaschine und ein Backofen zugleich betreiben.

“Ich habe beim Projekt viel Hilfe von anderen hier bei uns bekommen”, freut sich Ruben Ermert, während er die Speicherlösung im Anhänger erklärt.

Eine weitere Besonderheit des von ihm betreuten Projekts ist laut Ruben Ermert auch die Eignung als „Insellösung“, die für private Anwender wie Gewerbebetriebe sehr interessant sein könnte: „Wir haben hier einen so genannten ‚schwarzstartfähigen Inselbetrieb‘. Das bedeutet, dass ich dieses System ohne eine Energiezufuhr von außen und komplett unabhängig von einem Stromnetz, das die entsprechenden Werte für die Spannung und die Frequenz liefert, starten kann. Ich kann den Anhänger also im wahrsten Sinne des Wortes auf die grüne Wiese fahren und, so sagt man, ‚aus dem Schwarzen‘ hochfahren.“

Selbst, wenn das Stromnetz etwa des örtlichen Energieversorgers einmal unerwartet „down“ ist, kann der Speicher, der beim „Azubi-Projekt“ verwendet wird, jederzeit angeschlossene Geräte mit Strom versorgen – und bietet damit eine hohe Ausfallsicherheit. „Bei ‚normalen‘ Speicherlösungen, die diese Fähigkeit als schwarzstartfähige Insellösung nicht aufweisen, wird das System nicht vom Netz getrennt. Kommt es dann zu einem Stromausfall im Netz, dann ist das ‚Backup‘ über den Akku, obwohl er geladen ist, ebenfalls weg“, erläutert Ruben Ermert noch einmal. Grund sei, dass der Wechselrichter des Akkus, der aus dem „eingelagerten“ Gleichstrom dreiphasigen Wechselstrom mache, in bisherigen Speicherlösungen die Frequenz des öffentlichen Stromnetzes brauche, um zu arbeiten. „Dieses Gerät hier kann hingegen selbst die benötigte Spannung einstellen und ebenfalls die für den bei uns üblichen Wechselstrom erforderliche Sinuswelle selbst generieren. Darum braucht es kein Netz, um zu funktionieren.“

Überdies sei ein Puffer eingebaut, der dafür sorge, dass beim Zuschalten von Verbrauchern die Stromspannung und -frequenz nicht einbrechen. „Fällt die Spannung durch Einschaltvorgänge ab, kann es nämlich passieren, dass irgendwelche Geräte, die ebenfalls dranhängen, nicht mehr funktionieren.“ Das werde beim „Mobilen Sonnenaggregat“ verhindert, betont Ermert.

Eine sinnvolle Kombination mit „M-IQ“

Ein Klassenzimmer mit Akustiksystem, Brandschutzvorrichtung und allem, was es zum entspannten Lernen so braucht – im beschaulichen Herdorf gibt es ein solches ganz flexibel und praktisch „to go“. Denn die „ContainerRent Petri GmbH“ produziert mobile Raumsysteme. „Stellen Sie vier Stück nebeneinander, und dann haben Sie einen Klassenraum“, veranschaulicht Maik Petri, geschäftsführender Gesellschafter.

An der ebenfalls aus Containern bestehenden Verwaltung des Unternehmens lassen sich E-Autos an drei Ladesäulen mit “MANN Naturstrom” “betranken” Foto: Schmalenbach

„ContainerRent Petri“ bietet seinen Kunden ein komplettes Dienstleistungspaket. Die Firma fertigt und montiert mobile Raumlösungen zur Miete oder zum Kauf, darüber hinaus kümmert sich der Betrieb unter anderem um Planung, entsprechende Bauanträge und -genehmigungen, das Unternehmen nimmt die individuelle Ausstattung vor und sorgt ebenso für den Transport der Container zu deren Einsatzort. So setzt die GmbH die Projekte der Kunden vollumfänglich um. Insbesondere hat sich die Firma, die im kommenden Jahr ihr 30-jähriges Bestehen begeht, im Bereich von Schulen und Kitas spezialisiert. Zudem gehören ebenso Verwaltungs- und Bürocontainer zum Portfolio.

Mit komplexeren Nutzungs-Anforderungen, gibt Maik Petri einen Einblick, stiegen gleichsam die zu beachtenden Bauvorschriften. „Es gibt eine Grenze von zwei Jahren. Für Container, die bis zu zwei Jahre genutzt werden sollen, gelten verminderte Bedingungen.“ Darüber hinaus sei dann „die komplette Bandbreite der Bauvorschriften, wie für Massivbau“ zu beachten.

Daher bietet Petri zwei verschiedene Systeme an. „Einmal bis zwei Jahre und einmal über zwei Jahre“, erläutert der Geschäftsführer. Für die Gebäude mit kürzerer Nutzungsdauer greift der Betrieb auf Container eines Wissener Zulieferers zurück. Container, die länger als zwei Jahre oder dauerhaft verwendet werden sollen, stellt das Unternehmen hingegen selbst her, nach einem System, „das alle Bauvorschriften erfüllt.“

Die Fertigung erfolgt in einer Produktionshalle auf dem Firmengelände. Dort bauen die fleißigen Handwerker die gewünschten Kita-Räume, Klassenzimmer oder Verwaltungsbüros, was durchaus mehrere Monate dauern kann. Die Container sind zudem konfigurierbar, können also bei Petri auch mit geringem Aufwand für einen nächsten Anwendungszweck umgestaltet werden. Ist eines der Produkte eben noch eine Kita gewesen, kann es sich als nächstes in ein Klassenzimmer verwandeln, ehe es wiederum zum Büro umgebaut wird. „Ich sage immer: Die Container haben ganz viele Leben“, lacht Maik Petri.

In der Produktionshalle werden Container gefertigt. Davor können wiederum Elektrofahrzeuge geladen werden.

Wie beeindruckend die Gebilde sind, zeigt sich bei Petri am eigenen Beispiel: Hat man die großzügige Verwaltung der GmbH, die selbst in einem der Raumsysteme beheimatet ist, erst einmal betreten, vergisst man glatt, dass man sich in einem Container befindet. „Der ist mit uns auch schon zweimal umgezogen in unserer Firmengeschichte“, schmunzelt Maik Petri. Habe den „Großraumbehältern“ früher stets ein „schmuddeliger Charakter“ angehaftet, seien die inzwischen mehr denn je modern und hochwertiger ausgestatteten Gebäude als praktische und vielseitige Räumlichkeit immer beliebter.

„Der Bedarf ist einfach da“, verweist Petri auf die starke Nachfrage. Insbesondere im Bildungsbereich: „Das ging vor zehn, 15 Jahren los, dass vermehrt Schulen mit Containern ausgestattet werden sollten, temporär oder für Erweiterungen und Sanierungen. Einen ganz großen Schub gab es dann mit dem ,Konjunkturpaket II‘, im Rahmen dessen viele Schulen in der Wirtschaftskrise saniert worden sind und dann Ausweichflächen zur Verfügung gestellt werden mussten.“

„Der Vorfertigungsgrad ist bei Containern natürlich sehr hoch. Das ist einer der großen Vorteile. Es wird hier in der Halle gefertigt, wir fahren raus, stellen alles zusammen, und dann ist das nach einem Tag dicht, und Sie haben nur noch Innen-Komplettierungsarbeiten.“ Ein überaus flexibles Verfahren also, das unserem schnelllebigen Alltag gerecht wird und gleichzeitig eine nachhaltige Alternative zum Massivbau darstellt.

„Mit der Zeit“ geht die Firma allerdings nicht allein, wenn es um die Fertigung der speziellen Raumkonzepte geht. Die „ContainerRent Petri GmbH“ beschäftigt sich ebenso mit regenerativer Energie. So haben fünf Betriebswagen, die den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden, elektrische Antriebe. „Das Thema kommt ja immer mehr“, hebt Maik Petri hervor, warum Elektromobilität einen hohen Stellenwert im Unternehmen hat. Der ökologische Gedanke sei hier bereits lange verankert. „Wir nehmen schon seit einigen Jahren Naturstrom ab.“ Ein Elektroauto habe es zudem ebenfalls früh gegeben. Nun wollte man jedoch die komplette Umstellung der Flotte forcieren.

Im rechten Gehäuse ist die “M-IQ”-Steuerung untergebracht – und greift nötigenfalls ein.

Und damit der „carbon footprint“ wirklich gering ausfällt, gibt es direkt am Firmengelände fünf Ladesäulen von MANN, an denen E-Autos mit Ökostrom „betankt“ werden können. Bei der Suche nach der bestmöglichen Infrastruktur sei die Wahl rasch auf MANN Naturenergie gefallen – insbesondere nach der Lektüre der „Wäller Energiezeitung“, durch die Petri auf eine besondere Dienstleistung des Langenbacher Energieversorgers aufmerksam geworden sei: MANN stellt seinen Kunden nämlich nicht nur die erforderliche Ladeinfrastruktur zur Verfügung, sondern ebenfalls – sofern gewünscht – ein integriertes, dynamisches Konzept, das beim Lastmanagement hilft.

Genauer gesagt: Dank MANN wird bei Petri nicht nur geladen, sondern dabei gleichzeitig darauf geachtet, dass die maximale Strommenge („Peak“) begrenzt wird. Grund dafür ist das von der MANN-Entwicklungsabteilung konzipierte „M-IQ“-Programm (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete). Diese spezielle Software überwacht konstant den Stromverbrauch und schafft die Möglichkeit des „Peak Shavings“: Es wird also dafür gesorgt, dass die „Lastspitze“ – die höchste, einmal jährlich gemessene Spitzenstromlast – niedriger ausfällt, als ohne dieses System. Zunächst wird ermittelt, wie groß das Maximum an elektrischer Leistung überhaupt noch sein muss – mit dem Ziel, es gegenüber früheren Werten noch zu reduzieren, obwohl mit Ladepunkten neue Verbraucher hinzugekommen sind.

Diesen als Maximum definierten Wert hält das intelligente System ein, indem der Stromverbrauch der Ladeboxen im Bedarfsfall kurzzeitig gedrosselt wird. So kann die Spitzenstromlast von „ContainerRent Petri“, sofern nötig, begrenzt werden, und trotzdem werden die Firmenwagen verlässlich geladen – auch, wenn alle gleichzeitig an die Wallboxen angeschlossen sind.

Auf diese Weise schützt das Konzept die Containerbauer vor einer hohen Stromlast, die – wenn sie nicht wie bei Petri durch das MANN-System begrenzt wird – ganz schön kostspielig werden kann, muss ein Industrieunternehmen doch die Jahreshöchstleistung an Strom bezahlen (siehe Kasten).

Die „M-IQ“-Idee stieß bei der Herdorfer Firma daher sofort auf Begeisterung, wie Maik Petri verdeutlicht: „Wir haben uns gesagt: Wir wollen die Ladeinfrastruktur, aber auch gerne das Lastmanagement direkt mit dabei. Denn diese Lastspitzen können sehr teuer werden. Da macht das Sinn, das miteinander zu kombinieren – und diese Kompetenz haben wir bei MANN gesehen.“

Wenn also die Wagen bei „ContainerRent Petri“ an die Wallboxen angeschlossen und mit 100-prozentigem, zertifiziertem Naturstrom von MANN geladen werden – drei Ladepunkte befinden sich an der Verwaltung, weitere zwei an der Produktionshalle – verbessert dies nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern schont gleichfalls den „Geldbeutel“ der Herdorfer Firma.

Andra de Wit

Umweltfreundlicher auf dem Heimweg

Willi Köhler (links) versucht mit seinem Kollegen Jannick Kessler, die Reglerwelle des Dampfmotors wieder in Ordnung zu bringen. Derweil lädt sein Fiat draußen vor der Halle.

Die beiden auffälligen Fahrzeuge haben im Advent schon eine Reihe Westerwälder auf Straßen zwischen Hachenburg und Betzdorf bemerkt. Doch jetzt gerade stehen der „Hyundai IONIQ 5“ und der „Fiat 500 E“ auf dem Gelände der Firmengruppe MANN. Dort laden die dekorativ und farbenfroh im Design der „Westerwälder Holzpellets“ folierten PKW echten Ökostrom, während ihre Fahrer fleißig bei der Arbeit sind.

Mit einem recht großen Schraubenschlüssel und einem gut und gerne zwei Meter langen Rohr als Hebel machen sich Willi Köhler und Jannick Kessler in der Werkstatt der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) an einer Reglerwelle zu schaffen. Die, erläutert Köhler, gehöre zum Dampfmotor des Biomasse-Heizkraftwerkes auf dem Firmengelände und sei defekt. Das Problem hat Auswirkungen auf die Pelletproduktion, darum muss schnell Abhilfe geschaffen werden.

Während Willi Köhler mit seinem Kollegen schraubt und hebelt und repariert, parkt sein nagelneuer, elektrischer Fiat draußen vor einer benachbarten Halle: Dort sind mehrere Ladepunkte vorhanden – und an einem davon lädt Köhler derweil seinen fahrbaren Untersatz mit „MANN Strom“. Kostenlos. Etwas weiter steht der besagte „IONIQ“. Er gehört Florian Höfer, der als Elektroniker für Betriebselektrik die Anlagenprogrammierungen bei MANN und den WWP erledigt.

Die neuen Wagen sind Köhler und Höfer von ihrem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt worden – obwohl der Kraftwerksspezialist und der Elektroniker „ganz normal“ in Langenbach arbeiten und nicht im Außendienst tätig sind, wo Firmenfahrzeuge sonst üblicherweise eingesetzt werden.

Der “500 E” während des Ladens. Entlang der “Halle 2” werden Anfang 2022, im Vorgriff auf die Auslieferung aller elektrischen Betriebsfahrzeuge, weitere “Tankstellen” intalliert.

Der Fiat und der Hyundai sind die ersten zwei von zunächst zehn Elektroautos, die von den WWP in diesen Tagen neu angeschafft und den Mitarbeitern sowohl für Fahrten zur Arbeit als auch im Privatleben überlassen werden. Den Gedanken zu dieser Aktion hatte WWP-Chef Markus Mann schon längere Zeit im Kopf gehabt. Als dann im September die damalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Erneuerbare-Energie-Pionier am Langenbacher Schulweg besuchte (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete) und im Hintergrund ein Mitarbeiter mit einem hochmotorisierten Verbrenner vorbeibrauste, da stand für Mann fest: Es soll etwas getan werden, damit auch der CO2-Fußabdruck der Belegschaft weiter sinkt. Und zwar indem den Mitarbeitern angeboten wird, ihren Verbrenner gegen ein Elektroauto, das von den WWP finanziert wird, zu tauschen. Schließlich sei man sich als Anbieter regenerativer Energie ebenso der gesamten eigenen Verantwortung für die Energiewende bewusst, betont Mann.

So machte sich Prokurist Jörg Thielmann auf Geheiß seines Chefs daran, geeignete Fahrzeug- und Finanzierungsmodelle zu sondieren. „Unsere Holzpellets haben zwar ohnehin einen äußerst geringen ‚carbon footprint‘ von unter elf Kilogramm je Tonne, aber eigentlich muss man für eine umfassende CO2-Reduzierung auch die Arbeitswege der Mitarbeiter betrachten“, führt Thielmann aus. „Doch wie schaffen wir es, dazu zumindest einem Teil der Belegschaft den Einstieg in die Elektromobilität zu ermöglichen? Der Kaufpreis der entsprechenden Fahrzeuge ist ja doch sehr hoch, und manch einer hat vielleicht noch ‚Reichweiten-Angst‘ oder so etwas. Darum hatten wir die Idee, in einem ersten Schritt eine Flotte von zehn Fahrzeugen zusammenzustellen“, beschreibt Jörg Thielmann das Vorhaben.

Es sei den Mitarbeitern keinerlei Vorgabe gemacht worden, welches Fabrikat sie auswählen müssen. „Ich habe mich zunächst schlaugemacht, was es überhaupt auf dem Markt an verfügbaren Wagen gibt. Worin unterscheiden sich Modelle? Wo kann ich sie beschaffen? Und habe Angebote für verschiedenste E-Autos eingeholt“, schildert Thielmann. Kleine, günstige Fahrzeuge sollten genauso darunter sein wie familientaugliche oder, falls gewünscht, mit einer ordentlichen Anhängelast (im Fall des „IONIQ“ sind es sogar 1,6 Tonnen).

Der jeweilige Mitarbeiter brauchte seinerseits nur eine anteilige Gehaltsumwandlung beizusteuern – doch in jedem Fall sei die individuelle Mobilität mit dem über die WWP angeschafften Betriebsfahrzeug für jeden der am Programm Teilnehmenden künftig immer deutlich günstiger als der zuvor benutzte Privatwagen, unterstreicht Prokurist Thielmann. Versicherungen, Reparaturen, Reifen und Ähnliches spart der WWP-Beschäftigte, derlei übernimmt bei den E-Autos komplett der Arbeitgeber. „Und alle, die mitmachen, kommen so an ein funkelnagelneues, modernes Auto.“

Das Interesse an dem Angebot sei sofort sehr groß gewesen, wie der Prokurist erzählt: Er hätte ebenso gut und gerne sofort 25 Elektroautos ordern können. Im ersten Schritt umfasst das Kontingent nun zunächst zehn bereits bestellte oder ausgelieferte PKW, wobei die momentan langen Lieferzeiten der Hersteller die Umsetzung der Aktion etwas ausbremsen. Aber Jörg Thielmann hofft, dass bis April, Mai alle Neuwagen bei seinen entsprechenden Kollegen angekommen sein werden.

Zugeteilt wurden die Betriebsfahrzeuge nach der Reihenfolge der Bewerbungen dafür. „Jetzt wollen wir als Firma mit den ersten Autos erst einmal Erfahrungen sammeln, wie es in der Praxis mit der Abwicklung läuft, wie die Kosten sich entwickeln“, so Thielmann. Eine Neuauflage des Programms im kommenden Jahr sei denkbar.

„Citroën E-Jumpy“, „Skoda Enyaq“, „Fiat 500 E“ „Hyundai IONIQ“, „ID 3“ und „ID 4“ von VW, „Kia EV6“, „Opel Corsa E“ „BMW I3“: Durch die Berücksichtigung der Mitarbeiterwünsche – einer ist zum Beispiel „Teilzeitbauer“ und möchte mit dem neuen fahrbaren Untersatz auch Kartoffeln transportieren können – ist eine große Bandbreite an Modellen herausgekommen, die die WWP geordert haben. Allen gemein ist, dass sie von ihren Fahrern, während sie wie Willi Köhler in Produktion oder Verwaltung bei der Arbeit sind, an den MANN-Ladesäulen „getankt“ werden können. Das erfolgt grundsätzlich kostenlos für die Mitarbeiter – und außerdem vom „Lastmanagement“ (siehe auch Seite 6) kontrolliert.

„Wenn eine unserer Anlagen – etwa eine Pelletpresse – besonders viel Leistung benötigt, dann regelt unser Programm die Ladeboxen für kurze Zeit herunter.“ Damit werde vermieden, dass der „Leistungspreis“ (den alle Unternehmen mit einem Strombedarf von über 100.000 Kilowattstunden im Jahr zahlen müssen) aufgrund hoher Lastspitzen sehr teuer würde für die WWP, fährt Florian Höfer fort, der das Lastmanagement bei den WWP programmiert hat. Im Gegenteil spart das Langenbacher Unternehmen jährlich einen fünfstelligen Eurobetrag gegenüber früher ein, seit Messpunkte und die Software mittels sogenanntem „Peak Shaving“ die Maximalwerte begrenzen.

Jörg Thielmann stieß mit dem E-Auto-Angebot auf großen Zuspruch bei seinen Kollegen. Foto: Schmalenbach

Von der – ohnehin nur während weniger Minuten notwendigen – Leistungsreduzierung an den Ladepunkten merken die E-Autofahrer nichts. Nein, schüttelt Florian Höfer den Kopf: „Letztens hatte ich meinen ‚IONIQ‘ morgens um kurz vor sechs Uhr bei Arbeitsbeginn mit nur noch zu 20 Prozent geladener Batterie hier eingesteckt, und um ungefähr elf Uhr kam die Benachrichtigung aufs Handy, dass er bereits wieder vollgeladen sei. Und bis um drei, vier Uhr bin ich mindestens hier.“ So wäre also bis zum Feierabend immer noch überreichlich Zeit, den Ladevorgang weiterlaufenzulassen – selbst wenn das Lastmanagement die entsprechende Wallbox noch zwei oder dreimal häufiger heruntergeregelt hätte, um Lastspitzen im gesamten Areal-Netz der WWP zu begrenzen.

„IONIQ“-Fahrer Höfer weist darauf hin, dass die Ladepunkte vom Lastmanagement nie komplett abgeschaltet, sondern nur heruntergeregelt würden. „Manche Fahrzeuge einiger Hersteller fangen nach einer kompletten Abschaltung des Ladestroms nicht wieder von allein zu laden an, da ihre Software das nicht leistet. Durch das ledigliche Reduzieren des Ladestroms wird das Problem bei allen Fabrikaten vermieden“, erklärt Florian Höfer. Das Auto lädt also kontinuierlich – nur für den Fall, dass das Lastmanagement Lastspitzen kappt, eben mit maximal sechs Ampere Ladestrom. In 85 Prozent der Zeit hingegen laden die Stationen laut Höfer die Autos ohnehin mit „Volldampf“.

Auch, um diese Alltagstauglichkeit der mittels Lastmanagement „getankten“ neuen E-Autos zu untermauern, wurde das Mitarbeiter-Programm aufgelegt, ergänzt Jörg Thielmann einen weiteren positiven Aspekt. „Man sieht, das Lastmanagement, das wir auch unseren Kunden anbieten, funktioniert und erfüllt seine Aufgabe – der E-Autofahrer bekommt selbst gar nicht mit, dass hier oder da mal wenige Minuten mit geringerem Strom geladen wurde. Dafür spart das Unternehmen WWP jedoch viel Geld beim Leistungspreis.“

So gewinnen bei dem neuen Elektroauto-Programm der „Westerwälder Holzpellets“ irgendwie alle: Die Energiewende wird vorangebracht, beim Laden wird kein Atomstrom oder Strom aus umweltschädlicher Kohleverstromung in den Autoakkus gespeichert, sondern zertifizierter „MANN Strom“. Der CO2-Fußabdruck der WWP – bezogen auf das gesamte Unternehmen und nicht allein die hochwertigen Holzpellets – sinkt weiter erheblich dadurch, dass die Mitarbeiter umweltfreundlicher zur Arbeit kommen und nach Hause fahren als früher. Die Beschäftigten profitieren zugleich finanziell. Und die WWP haben mit den zur Verfügung gestellten Fahrzeugen obendrein eine weitere Möglichkeit der Mitarbeiterbindung und um sich mit einem zusätzlichen Merkmal ebenfalls als höchst attraktiver Arbeitgeber für neue Bewerber zu empfehlen.

Willi Köhler hat das Problem mit der Reglerwelle inzwischen gelöst und das Teil wieder im Kraftwerk montiert. Der erfahrene Kraftwerkspezialist hat sich gewaschen und umgezogen, „stöpselt“ den 500er-E-Fiat ab – und tritt emissionsfrei den 13 Kilometer langen Heimweg in seinem neuen WWP-Auto an.

Uwe Schmalenbach

Notreserve und Außenlager geben Sicherheit

Waren anfänglich dem Heizen mit Holzpellets skeptisch Gegenüberstehende vor allem unsicher, ob ein Pelletbrenner dauerhaft funktionieren würde, macht sich mancher heute Gedanken um eine vermeintliche Brennstoffknappheit – im Fall der Kunden der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) jedoch zu Unrecht, wie ein Blick auf die Anzeige in der Schaltwarte des WWP-Pelletwerkes zeigt.

Damals eröffnete Unternehmenschef Markus Mann mit der WWP-Produktionsstätte im Westerwälder Langenbach bei Kirburg das erste großtechnische Pelletwerk Deutschlands, mit 20.000 Tonnen Kapazität. Das war 2001, und seinerzeit gab es gerade einmal 5.000 Tonnen Absatz in Deutschland. „Das hatten wir ein bisschen überdimensioniert und gesagt: Der Markt wird sich schon entwickeln“, lacht Mann heute.

In der Schaltwarte lässt sich der gute Füllstand der vier Silos ablesen.

Doch seither wurden immer mehr Pelletfeuerungen im Inland in Betrieb genommen, das Prinzip hat sich durchgesetzt in deutschen Heizungskellern. Als die Entwicklung damals richtig losging, da wurden WWP von Flensburg bis München und bis nach Paris gebracht. „Wir waren ja die einzigen in Deutschland!“ schmunzelt Markus Mann, „man hat überall hin geliefert, wo halt Nachfrage war. Aber das hat wahnsinnige Wege verursacht. Darum haben wir unser Vertriebsgebiet mehr und mehr verkleinert auf einen Radius von 100 Kilometern um unseren Standort – da sind wir froh drüber. Die Fahrer sind glücklich, weil sie abends pünktlich zu Hause sind. Und es wird auch weniger CO2 beim Transport ausgestoßen, wenn die Strecken kürzer ausfallen.“

Im Winter 2006/2007 gab es weiterhin erst eine Handvoll Pelletwerke in Deutschland. Zugleich aber stiegen die Ölpreise stark an, so dass viele Haushalte auf Pelletfeuerungen umstellten – und der betreffende Winter wurde obendrein richtig kalt. „Das war schon eine Situation, in der die Menschen angerufen und fünf Tonnen Pellets bestellt haben, weil sie im Februar leergelaufen sind. Dann haben wir mitunter in zwei Teilen geliefert: Wir haben zweieinhalb Tonnen gebracht – und dem Nachbarn auch. Und im März/April haben wir den Rest ausgefahren“, erinnert sich Markus Mann an ein gut funktionierendes Verfahren, das man im Fall der Fälle wieder anwenden könnte. „Der Kunde hatte seinerzeit preislich keinen Schaden dadurch und dennoch immer genug Brennmaterial im Haus. Das war damals außerdem ein bisschen auch der ‚Klopapiereffekt‘, wie wir ihn seit ‚Corona‘ kennen: Die Leute haben auf einmal Panik bekommen und wild geordert, als es kalt wurde. Der nächste hat dann gedacht, er müsse nun besonders viel bunkern – und statt der fünf Tonnen plötzlich sieben Tonnen angefordert.“ Wobei natürlich jeder mit zwei oder drei Tonnen problemlos bis in die wieder wärmere Jahreszeit gekommen wäre…

Heute gibt es auf dem Firmengelände eigene Silokapazitäten von 9.000 Tonnen bei einer Produktion von 45.000 bis 48.000 Tonnen im Jahr. Daneben sei eine Notreserve angelegt worden. Wenn etwas schiefgehe, erläutert der WWP-Chef, die Anlage etwa trotz guter Wartung eine Woche lang ausfallen würde und daher in der Zeit nicht produziert werden könnte, sei dafür der Puffer vorhanden, aus dem die WWP-Kunden unterdessen ganz normal versorgt werden würden.

Markus Mann hat das Auf und Ab zwischen Nachfrage und Kapazität für den aus Nebenprodukten der Sägeindustrie gefertigten Brennstoff nunmehr 20 Jahre lang erlebt. Foto: Schmalenbach

Auch Holz als Rohstoffe haben die WWP inzwischen zusätzlich in einem großen Außenlager im Nachbarort Kirburg „auf Halde“. Dort wird Rundholz bevorratet, und da Pellets aus den Nebenprodukten gemacht werden, die bei dessen Verarbeitung im WWP-eigenen SEO-Sägewerk anfallen („SEO“ steht für „stofflich-energetisch optimiert), ist somit der Nachschub für die Pelletpressen gleichermaßen gut gesichert.

Mann: „Wir werden bei den WWP gut durch den Winter kommen.“ Schwierigkeiten könne höchstens ein „Schneewinter“ machen: Sind die Straßen dicht, haben natürlich auch Pellet-Lkw Probleme, ihr Ziel zu erreichen. Und gerade in Wohngebieten ist nicht immer sofort jede Straße geräumt. „Darum sollte man als Endkunde immer schauen, dass man stets einige ‚Notsäcke‘ voll Pellets in der Ecke hat, sollte der Lkw einmal nicht durchkommen,“ rät Mann.

Egal, ob im Sommer oder Winter geordert, in einem harten oder milden Winter genutzt: In den 20 Jahren haben die „Westerwälder Holzpellets“ gegenüber Heizöl 1,08 Millionen CO2 eingespart. Und während der gesamten Zeit seien die Presslinge außerdem immer mit „grünem“ Strom hergestellt worden, wie Markus Mann betont.

Henk van Heerden

WWP-Kunden werden keinen Mangel spüren

Die WWP-Silos versinken im herbstlichen Nebel – doch davor türmen sich die Hackschnitzel, die Pelletrohstoff sind, wie Markus Mann erklärt. Foto: Schmalenbach

Markus Mann ist geschäftsführender Gesellschafter der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP). Mit dem Pelletpionier – er produzierte vor 20 Jahren als erster in Deutschland großtechnisch die klimafreundlichen Presslinge – sprach Uwe Schmalenbach über eine angebliche Verknappung des Brennmaterials, von der in manchen Medien in diesen Tagen die Rede ist.

Schaut man auf die Zahlen des „Deutschen Pelletinstituts“ (siehe Grafik), hat man den Eindruck, dass Pellets „in“ sind. Stimmt diese Wahrnehmung?

Ja – endlich, nach genau 20 Jahren, die wir nun Pellets machen, merken wir, dass der Durchbruch vollends geschafft ist.

Wie haben Sie diese zwei Jahrzehnte währende Entwicklung erlebt?

Das war ein total schwieriger Prozess, denn das Auf und Ab zwischen Absatz auf der einen und neuen Produktionskapazitäten auf der anderen Seite war nicht einfach planbar. Man merkte, es gab neue Nachfrage, mehr Pelletkessel, es wurde also mehr Brennstoff gebraucht – aber auf einmal haben plötzlich potenziell Rohstoffe Besitzende gesagt: „Super, dann baue ich auch ein Pelletwerk.“ Und dann herrschte wieder Überkapazität am Markt… Diese 20 Jahre sind eigentlich immer von einer Überkapazität geprägt gewesen. Extrem hat dazu außerdem die Importware beigetragen.

Wie viele Pelletwerke gibt es in Deutschland?

Mittlerweile um die 70. Der Pelletmarkt weltweit liegt aktuell bei etwa 45 Millionen Tonnen, der in Deutschland bei drei bis 3,3 Millionen Tonnen. Was mir wehtut: Wenn Pellets vom Weltmarkt in Kraftwerken quasi nur verstromt werden und die Wärmeenergie nicht genutzt wird! Dann haben sie einen schlechten Wirkungsgrad. Das geschieht vor allen Dingen in England und in den Niederlanden. Das sind große Mengen, die dort in die Verstromung reingehen.

Sind internationale Pellethersteller Konkurrenz für die WWP?

Wir haben immer wieder so Phasen erlebt, in denen Ware aus dem Baltikum, aus Russland, Kanada, USA auftauchte – stets dann, wenn bei uns der Spänepreis ein wenig hochging. Dann kamen Schiffsladungen den Rhein hoch bis nach Basel, den Neckar rauf bis nach Stuttgart. In den letzten fünf Jahren war die Situation da aber entspannt. Da waren es eher Lastwagenladungen aus Osteuropa. Doch da sind die Wege, unter anderem wegen der Konflikte zwischen Weißrussland und der EU, derzeit etwas unterbrochen.

…was zeigt, wie wichtig eine Versorgung aus dem Inland ist?

Ja, denn plötzlich ist der Lkw-Verkehr aus dem Osten nicht mehr so flüssig. Was dazu beitragen könnte, wenn die Pelletvorräte in diesem Winter mal etwas knapper ausfallen.

Lohnen sich Pellets aus dem Ausland preislich überhaupt?

Es ist ein riesiger Qualitätsunterschied! Also der Premium-Kunde, der seine fünf Tonnen im Jahr verheizt oder daheim seine zwei Paletten Sackware benötigt, der muss wirklich gucken, dass er höchste Qualität bekommt. Ware aus dem Ausland, die mehrfach umgeschlagen wird, wird dabei kurzbrüchig, dann sind mal Fremdkörper drin, es gibt Störungen im Brenner.

Noch einmal zurück zum Boom von Pelletheizungen: Gibt es genug Brennstoff bei dem steigenden Verbrauch bei uns? Und Rohstoffe für die Pelletproduktion?

Mit diesem Wachstum im Verbrauch muss auch das Wachstum der Produktionskapazitäten mithalten können. Aber wenn ich heute die Idee habe, ein Pelletwerk zu bauen, brauche ich – bis ich überhaupt einen Bauantrag stellen kann – ein gutes Jahr für Planung und Organisation. Dann benötige ich eine Baugenehmigung, und nach der Bundes-Immissionsschutzverordnung ist das auch noch eine „BImSchV“-Genehmigung, was das Verfahren verkompliziert. Dann gibt es den einen oder anderen neuen Standort in Deutschland, der zunächst noch eine Bürgerinitiative gegen sich hat. Wir Deutschen steigen ja aus ziemlich viel aus, aber nicht so gerne in Neues ein – jedes Windrad wird beklagt. Ich staune ja fast, dass die PV-Anlagen auf den Dächern noch nicht beklagt werden, weil sie „komisch reflektieren“. (schmunzelt) Aber zurück zum zeitlichen Ablauf: Sie haben heute die Idee, in einem Jahr die Genehmigungsunterlagen eingereicht, und dann der unbekannte Fortgang, ob es zwei, drei oder vier Jahre dauert, bis man wirklich mit dem Bau beginnen darf. Die Zeithorizonte sind da, bis man ein neues Werk hat, und darum dauert es auch drei oder vier Jahre, bis man die Produktionskapazität bundesweit an eine steigende Nachfrage anpassen kann.

Was ist mit den bestehenden Werken? Kann man da hochfahren?

Die laufen fast alle rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Das sind „Dauerläufer“, die auf Temperatur bleiben müssen, und vieles mehr; man kann sie also nicht einfach zum Wochenende abschalten und Montagmorgen wieder einschalten. Und man kann auch nicht nach Belieben 30 oder 40 Prozent mehr Pellets damit pressen.

Aber soweit ich weiß haben die WWP doch ihre Kapazitäten alleine dadurch erhöht, dass Sie die Produktion optimiert haben…

Also, wir haben über die Zeit hier in Langenbach um die 37.000, 38.000 Tonnen im Jahr gemacht. Da waren wir schon stolz und froh. Dieses Jahr werden wir irgendwo bei 46.000 Tonnen herauskommen – das ist durch Finetuning erreicht worden.

Sägespäne aus dem SEO-Sägewerk rieseln unaufhörlich auf große Haufen, aus denen die Pelletpressen gespeist werden. Das WWP- eigene Sägewerk ist also auch ein Garant für die Rohstoffverfügbarkeit für die Presslinge.

Wie das?

Wir haben noch ein paar Ecken gefunden, wo „Flaschenhälse“ in der Produktion bestanden haben, die wir optimieren konnten. Doch auch dabei hängt es an Lieferzeiten für Komponenten, an Manpower – das alles wird immer noch von Menschen gemacht, die nicht alle in der Reihe Schlange stehen und warten, dass sie loslegen können.

Haben die Veränderungen, die jeder beim Spaziergang oder Mountainbiken im Wald sieht, Auswirkungen auf die Pelletkapazitäten? Ich brauche letztlich auch gesunde Bäume als Quelle der Rohstoffe für die Pellets…

Ich kann im Grunde fast jedes Holz außer das der Pappel einsetzen, um schöne Pellets zu machen. Ich muss die Maschine anpassen und sehen, dass das Holz sauber behandelt wird. Der Wandel, der jetzt in den Wäldern stattfindet, führt dazu, dass auch andere Holzarten bei der Durchforstung geschlagen werden. Für die Pellets sind die alle gut. Ein Sägewerk wird schon eher Probleme bekommen, immer in der passenden Menge die passenden Stämme zu beschaffen. Wir haben ein Konzept in der Säge, wo alles reinpasst, es wird jedoch nicht für jeden Pelletierer und Säger so einfach gehen.

Für „Westerwälder Holzpellets“ gibt es also selbst dann genug Nebenprodukte aus der Säge, wenn die benötigten Mengen weiter steigen?

Ja, ja. Bei den vorhin besagten drei bis 3,3 Millionen Tonnen Pellets, die zur Zeit produziert und verkauft werden in Deutschland, haben wir ein recht leicht erreichbares Potenzial von neun bis zehn Millionen Tonnen. Wenn man das ausdehnen will, sind laut einer Erhebung des Pelletverbandes 15 bis 17 Millionen drin. Natürlich: Holzpellets können nicht den gesamten deutschen Wärmemarkt und zugleich auch noch die gesamte Prozesswärme für die Industrie decken. Aber 20 bis 25 Prozent des deutschen Wärmemarktes können mit Holzpellets versorgt werden. Und da wir nicht die Innenstadt von Köln mit Pellets beheizen, sondern eher im ländlichen Raum unterwegs sind, passt das bei uns perfekt. Dort, wo früher eine Ölheizung im Keller gewesen ist, da ist Platz für Pellets vorhanden und für den Brenner daneben. Darum sind Pellets der perfekte Brennstoff für den ländlichen Raum.

In den Winter hinein gut gefüllt: Die WWP-Silos, die seit neuestem Solarzellen auf ihrer Außenhaut tragen und so etwa 100.000 kWh Ökostrom im Jahr erzeugen, der weitere 100 Tonnen CO2 vermeidet und für das Pressen von 800 Tonnen Pellets ausreicht.

Klingt alles gut – dennoch liest man in diesen Tagen von Kunden, die angeblich Probleme haben, ihren Pelletbunker zu füllen…

Ja, das ist interessant… Wir schauen uns das genau an: Es gab hier im Westerwald rund 25 Anbieter. Aber wir haben in den letzten Wochen gesehen, dass sich einige zurückgezogen haben. Die haben scheinbar nicht gut vorgesorgt – und offenbar nicht genug in ihren Lagern.

Wie sieht es in den silbernen Silos der WWP aus, die hier vor Ihrem Fenster in den Herbstnebel ragen?

Wir haben unseren Bedarf frühzeitig hochkalkuliert aufgrund des Wachstums an Pelletheizungen – und haben unsere Silos dementsprechend gefüllt. So werden wir unsere Kunden bedienen können. Was wir nicht können: Wahllos Neukunden versorgen, die sonst nur auf den billigsten Preis geschielt haben und nun anderswo nichts mehr kriegen. Da gucken wir uns genau an, ob diese Menschen noch reinpassen mit ihren Bestellungen oder nicht. Die Stammkundschaft wird definitiv bevorzugt!

Energiewende! Jeder Quadratmeter Solarstrom zählt!

Entsprechend dieser Herausforderung haben wir aktuell die Fassade von unseren Pellet-Silos mit einer 137 KW-PV-Anlage belegt. Die Fläche wurde von Süd-Ost bis Süd-West beplankt und soll nun ca. 100.000 kWh im Jahr erzeugen.

Das entspricht gegenüber Kohlestrom eine Einsparung von jährlich 100 Tonnen CO2! Bzw. wir können damit ca. 800 t Holzpellets herstellen. Immerhin der Wärmeenergiebedarf von knapp 800 Menschen. Wie gesagt: „Jeder Quadratmeter zählt!“

Noch ein Rechenspiel: Unsere Mitarbeiter mit E-Auto können mit den 100.000 kWh ca. 570.000 KM fahren.

Erklären und bewusst Entwicklungen anstoßen

Die Ladeboxen bei “EUROGREEN” in Rosenheim wurden von “MANN Naturenergie” installiert.

Irgendwann habe er sich gefragt, welchen persönlichen CO2-Fußabdruck er in 60 Jahren wohl verursacht habe, erzählt Thomas Peters. Und er habe nicht nur darüber nachdenken, sondern etwas tun wollen, so der Diplom-Agraringenieur. Als Geschäftsführer der in Rosenheim ansässigen Firma „EUROGREEN“ hat er dazu besonders im beruflichen Umfeld eine Reihe Möglichkeiten. Eine Kohlenstoffdioxid reduzierende Idee hat der Firma zuletzt den „Innovationspreis Rheinland-Pfalz“ des Wirtschaftsministeriums für einen „positiven Beitrag zum Klima- und Artenschutz“ eingebracht.

Lupinen brauchen selbst keinen Dünger und gelten als “Insektenweide”. Foto: EUROGREEN

Rasen, wie er zum Beispiel in Fußballstadien liegt, muss einiges aushalten. Damit die Halme einen sattgrünen „Sportrasen“ bilden, bietet „EUROGREEN“ eine Menge Produkte vom Saatgut, über Dünger, bis zum Mähroboter oder auch ein „Pflegeabonnement“ an (und etliches mehr, ebenso für Kommunen oder den GaLa-Bau), damit beispielsweise Fuß- oder auch Golfbälle immer perfekt rollen. 22 Düngemittel hat das Westerwälder Unternehmen im Programm, bislang fünf davon sind organischmineralische Produkte.

60 Mitarbeiter sind in Deutschland für das Unternehmen tätig, 20 in Tschechien, 15 in Österreich. Thomas Peters ist schon seit 1988 bei seiner heutigen Firma. Seine Motivation, sich mit CO2-Vermeidung zu befassen, sei „tatsächlich von der Diskussion angestoßen worden, die Greta Thunberg und der Video-Blogger Rezo angestoßen haben“.

Klar: Am Firmensitz in Rosenheim ließ sich kurzfristig einiges verändern, so werden seit einem Lampentausch in der Halle 30.000 kWh Strom im Jahr eingespart. 600 Rasenroboter hat „EUROGREEN“ angeschafft. „Wenn die mit Grünstrom laufen, vermeidet man pro Jahr eine Tonne CO2“, sagt Peters.

Doch er wollte auch auf der Produktseite Veränderungen herbeiführen. Denn (konventionelle) Düngemittel sind nicht eben „Umweltschoner“: Ihr Gehalt an Langzeitstickstoff ist ein wichtiges Qualitätskriterium. Den hat „EUROGREEN“ über viele Jahre vor allem aus den USA importiert – was schon allein durch den Transport eine Menge CO2 emittiert hat. Abgesehen davon, dass die Düngemittelherstellung mit einem üppigen Chemieeinsatz einhergeht.

Thomas Peters befasst sich viel mit der Frage, wie perfekt Profirasen beschaffen sein muss.

Thomas Peters wünschte sich Rasendünger, der aus organischem Material entsteht. Die (sonst übliche) Verwendung von Klärschlämmen, Tierexkrementen oder Schlachtabfällen kam indes nicht infrage – aus hygienischen Gründen etwa und auch, weil damit indirekt sogar die Massentierhaltung unterstützt werde.

Die Innovation, die bei „EUROGREEN den Namen „Lupigreen“ bekommen hat, besteht im Kern darin, dass anstelle des (synthetischen) Langzeitstickstoffs aus Übersee nun der Samen der Lupine verwendet wird. Die Lupine bauen zudem Bauern in der heimischen Region an, was Transportwege weiter reduziert. Die Pflanze ist in der Lage, mit Hilfe von „Knöllchenbakterien“ Stickstoff aus der Luft zu „verarbeiten“, einzulagern und so später für die zu düngenden Pflanzen verfügbar zu machen; „angetrieben“ wird dieser natürliche Prozess durch die Sonnenenergie! So führe „Lupigreen“ insgesamt zu einer bis zu 50-prozentigen Reduzierung des CO2-Fußabdrucks bei der Düngerproduktion, wie die bei „EUROGREEN“ für Marketing zuständige Stephanie Lauer herausstellt.

„EUROGREEN“ kämpft nach den Worten des Geschäftsführers gegen sehr viel größere Wettbewerber. Sehr beweglich zu sein, neue Ideen zu haben, sei da eine wichtige Zukunftsversicherung, betont Thomas Peters: „Wir sind Trendsetter durch unsere eigene Forschung und Entwicklung, die auch ‚Lupigreen‘ hervorgebracht hat.“ Und CO2-bewusst zu produzieren, sei eine „wichtige strategische Komponente für die Zukunft, die existenziell ist. Wir müssen sehr weit vorausdenken“, so der Agrarwissenschaftler. Denn möglicherweise könnte „EUROGREEN“ noch zehn Jahre einfach weiter konventionellen Dünger verkaufen, „aber nicht mehr 20 oder 30 Jahre lang!“

Nun fällt die Düngung mit „Lupigreen“ durchaus teurer aus als mit herkömmlichen Produkten. „Aber wir sollten es uns in unserem reichen Land leisten können, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren“, argumentiert Peters. Im Garten- und Landschaftsbau zeichne sich bereits ab, dass man gegen „übel riechende Dünger aus Massentierhaltung“ punkten könne. Denn Kunden der Betriebe fragten diese ebenfalls verstärkt, was sie einsetzten. Nicht anders sehe es bei den Bürgern von Kommunen aus, die genauso zum Kundenkreis von „EUROGREEN“ zählen. Und „WOLF-Garten“ werde „Lupigreen“ aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens als Lizenznehmer ins Programm einführen und über Gartencenter und Baumärkte ab der 2022er-Gartensaison ebenfalls für Endverbraucher anbieten.

Stephanie Lauer (links) und Jacqueline Lenz auf dem Versuchsfeld in Rosenheim, wo Rasenarten, Bewässerung, Düngung und Pflege getestet werden. Foto: Schmalenbach

Thomas Peters wollte wirklich etwas tun gegen immer mehr CO2, wie er noch einmal unterstreicht. Jüngst wurde darum auch die Dienstwagenrichtlinie von „EUROGREEN“ geändert, die vormals vorsah, dass (aus Kostengründen) allein Diesel gefahren werden müssen. Nunmehr sind ausdrücklich auch Hybrid- und E-Autos erwünscht. Mehr noch: Die Zuschüsse, die der Staat bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen gewährt, bekomme der

„EUROGREEN-Mitarbeiter“ von seinem Arbeitgeber als Förderung, um sich damit eine eigene Ladeinfrastruktur daheim aufbauen zu können.

Allzu viel Resonanz auf das Angebot gab es bei Redaktionsschluss laut Jacqueline Lenz, die für den Fuhrpark zuständig ist, indes noch nicht: „Das ist alles sehr erklärungsbedürftig, und wir müssen Überzeugungsarbeit leisten. Aber wir wollen bewusst Entwicklungen anstoßen – so wie mit unseren Produkten.“

„Klimaneutrales“ Bier aus Hachenburger Tanks

Der “Bierpark” auf dem Brauereigelände ist frei zugänglich und ein Teil der Gartenroute im Regionalprojekt “Kräuterwind”. Foto: Westerwald-Brauerei

„Klimaschutz war in den letzten Jahrzehnten schon immer ein Thema für uns! Wenn man eine Brauerei ist, die 1861 hier im schönen Westerwald gegründet wurde und auch von der Natur profitiert – unser Brauwasser kommt komplett naturbelassen aus dem Westerwald, unser Weizen, unsere Braugerste werden vor Ort angebaut, unsere Mitarbeiter wohnen in der Region, die viel Lebensqualität bietet –, dann ist es eine gewisse Verpflichtung!“, antwortet Jens Geimer auf die Frage, warum sich die von ihm geführte „Westerwald-Brauerei“ neben dem Brauen mit Klimaschutz befasst.

Seit dem 1. Oktober ist die „Hachenburger“, wie viele Wäller das Unternehmen nennen, klimaneutral durch Kompensation. Diesen Zustand will sie spätestens 2030 komplett aus eigener Kraft (also ohne den jetzt noch nötigen Zukauf von Emissionszertifikaten) erreichen. MANN Naturenergie hilft den Bierbrauern bereits beim Klimaschutz. Denn seit Anfang 2020 kommt die gesamte elektrische Energie von dem Langenbacher Versorger, der ausschließlich physikalisch-gekoppelten Ökostrom liefert.

Es sind nicht allein die Erzeugung von für das Bierbrauen benötigter Wärme und Kälte oder die Beleuchtung des Sudhauses, die sich auf den CO2-Fußabdruck der „Westerwald-Brauerei“ auswirken. Will man den seriös betrachten, so gehören viele Dinge mehr wie zum Beispiel Voll- und Leergut-Transporte zwischen Supermärkten, Gaststätten und der Brauerei, die Arbeitswege der Mitarbeiter, die Touren von Vertriebsleuten, aber ebenso der Einkauf von Vorprodukten vom Bierdeckel bis zum Kronkorken samt deren Beförderung in die Gesamtrechnung.

Um diese überhaupt einmal aufzustellen, habe man die „Zukunftswerk eG“ aus Peißenberg zum Partner genommen, erläutert Projektleiter Sven Bernhard: „Wir haben zunächst intern alle Daten ermittelt, aber außerdem alle Vorprodukte einbezogen, die zur Brauerei kommen inklusive Transport, und ebenso den Transport der Biere zum Kunden.“ „Wir haben zudem die Instandhaltung in unserer Klimabilanz oder unsere Investitionen“, ergänzt Jens Geimer, „das ist ebenfalls ein sehr großer Brocken.“

Die Dinge, mit denen man sich vordergründig jedoch viel mehr beschäftige, weil sie häufig im Fokus stehen – wie Fahrten der Mitarbeiter zum Arbeitsplatz, der betriebliche Fuhrpark oder auch Büromaterial – hätten keinen wesentlichen Anteil am CO2-Fußabdruck beziehungsweise einen neben den anderen Bereichen verschwindend geringen. „Dennoch werden wir unseren Fuhrpark in wenigen Wochen auf E-Mobilität umgestellt haben“, betont der Brauerei-Chef. Ab Dezember sollen alle Dienstwagen der Vertriebsmitarbeiter und Führungskräfte mit Ökostrom von MANN rollen. Die Gabelstapler auf dem Brauereigelände tun das bereits jetzt.

Maik Grün im neuen Sudhaus der Brauerei, die Klimaneutralität so wichtig findet wie den Geschmack des Bieres. Foto: Schmalenbach

Maik Grün ist Wäller und schon lange bei der „Westerwald-Brauerei“ tätig. „Ich wohne hier ‚um die Ecke‘, liebe den Westerwald und sehe, wie der Klimawandel dem Wald in den letzten Jahren wehgetan hat. Und der CO2-Ausstoß ist eben ein Gradmesser, wie klimaschädlich man ist.“ Deswegen sei es für ihn klar gewesen, so der Leiter der Brautechnik weiter, dass er den Umbau der „Hachenburger“ zur Klimaneutralität voll unterstützen wolle. „Und ich bin der Meinung, dass man auch im Einklang mit einer CO2-Reduzierung weiterhin ein sehr, sehr gutes Bier in der richtigen Qualität und Quantität brauen kann. Man muss einfach den Umbau auch im Kopf mitgehen und andere Wege testen.“

Ohnehin sei Energie im Produktionsprozess schon immer ein Thema in der Braubranche gewesen. „Der Antriebsfaktor war vielleicht früher ein etwas anderer, nämlich monetär, aber wir haben uns schon länger in eine energiesparende Richtung bewegt. Wir haben 2017 viel Geld investiert in die komplett neue Kälte- und Dampfkesselanlage.“ Das erst Ende 2020 in Betrieb genommene neue Sudhaus (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete) habe gleichermaßen dazu beigetragen, dass die „Westerwald-Brauerei“ ihren CO2-Fußabdruck in den vergangenen Jahren bereits um 50 Prozent gegenüber dem Höchststand senken konnte.

Dennoch: 4.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr sind trotz aller Anstrengungen und der nun erfolgten Maßnahmen wie der Umstellung auf Ökostrom von MANN derzeit noch unvermeidbar für die Bierbrauer. Sie entstehen beispielsweise zu 14 Prozent durch Brennstoffe, 20 Prozent entfallen auf Rohwaren, 41 Prozent auf Anlagegüter, fünf Prozent machen die zugekauften Verpackungen aus.

Künftig will Jens Geimer erreichen, dass sein Unternehmen eine „Positiv-Klimabilanz“ hinbekommt, also beispielsweise über eigene Photovoltaikanlagen mehr Ökostrom selbst erzeugt, als in der Brauerei verbraucht wird, um darüber den Ausgleich für jene CO2-Emission zu schaffen, die, so der Brauereichef, seiner Meinung nach weiterhin etwa beim notwendigen Zukauf von nicht klimaneutralen Produkten anfallen wird.

Neben den „großen“ strategischen Fragen sei Klimaschutz ebenso bei kleinen Dingen zu berücksichtigen. So müsse man die Mitarbeiter in der Produktion durchaus etwas fordern, führt Braumeister Maik Grün augenzwinkernd aus, „nicht so viel Wasser weglaufen zu lassen, das Licht auszumachen, den Motor fünf Minuten früher auszuschalten – das sind ganz kleine Dinge, bei denen man anfangen muss. Früher war es halt so: Der Brauer hat den Wasserschlauch einfach immer laufenlassen – normal, der war halt immer auf. Heute achten wir darauf, beim Sterilisieren zum Beispiel nicht unendlich viel zu sterilisieren – es reicht ja, wenn etwas steril ist! ‚Steril steril‘ gibt es nicht. Da ist noch viel Überzeugungsleistung zu bringen. Früher war ein Spruch des Brauers: ‚Viel hilft viel.‘“, schmunzelt Grün.

In den größten Tank der „Westerwald-Brauerei“ passen 1.100 Hektoliter Bier. Insgesamt, schildert Braumeister Maik Grün, sei die Lagerung von bis zu 19.750 Hektolitern möglich, davon werde in der Spitze jedoch nur ein Volumen von 15.000 Hektolitern ausgenutzt, da zum Beispiel immer ein Tank leer sei für Wartungs- und Reinigungsarbeiten. Doch egal, ob es in den bunt angestrahlten, hohen Behältern gerade ein paar tausend Liter „Hachenburger Pils“, „Westerwald-Bräu“ oder „Zwickel“ mehr oder wenig sind: Gemein ist allen Erzeugnissen der Brauer, dass sie sechs Wochen lang gelagert werden und reifen dürfen (anders als in vielen größeren Brauereien, in denen das Bier nach dem eigentlichen Brauprozess binnen weniger Tage in Fass und Flasche ist und auf den Markt kommt). Während der gesamten sechs Wochen muss das Bier gekühlt werden – und nicht zu wenig: Bei der Herstellung wird das Bier zunächst gekocht und dann auf null Grad heruntergekühlt. „Klar, dass wir dazu vergleichsweise viel Energie aufwenden müssen“, unterstreicht der Braumeister.

Hier ist viel Kälte nötig: Sechs Wochen lang reift das Bier in Hachenburg in diesen Tanks.

Verbesserungen durch neue Technik lohnten sich hier dreifach: „Die Kälteanlage ist ein gutes Beispiel, das ist eine der effizientesten Sachen, die wir gebaut haben“, erklärt Grün. „Man spart Energie, man spart Geld und man hat weniger CO2!“ Derzeit sei die Brauerei bereits in weiteren Planungen. Es soll etwa eine Maschine gekauft werden, um das bekanntermaßen beim Brauen eingesetzte und bei der Gärung entstehende CO2 aufzufangen, zu reinigen und wiederzuverwerten. „Allerdings werden wir für die Maschine wieder zusätzliche Energie benötigen, dafür jedoch weniger CO2 emittieren.“

Die neue Kälteanlage kommt mit erheblich weniger Energie aus, als die Vorgängerin.

Es gibt inzwischen durchaus eine Reihe Unternehmen im Westerwald wie außerhalb, die sich „Klimaneutralität“ auf die Fahnen schreiben. Indes findet man darunter nicht wenige, die ihre Klimabilanz nur im sogenannten „Scope 1“ und „Scope 2“ umsetzen. Ersterer erfasst die direkten Emissionen, der zweite jene aus bezogenen Energien. Erst im dritten „Scope“ der Zertifizierung fließen jedoch auch weitere indirekte Emissionen ein – so wie im Fall der „Westerwald-Brauerei“, die sogar ihr gesamtes Anlagevermögen hinsichtlich der CO2-Bilanz mit abbildet. „Die Genossenschaft, mit der wir dabei zusammenarbeiten, hat bis jetzt 350 Klimabilanzen erstellt – davon sind nur fünf so weitreichend wie unsere“, verdeutlicht Jens Geimer.

Nun könnte man bei aller Begeisterung für den Klimaschutz der Hachenburger Biermacher fragen, warum sie bei der momentan praktizierten Kompensation Projekte außerhalb des Westerwaldes fördern. Simone Kerschbaum vom Marketing der „Hachenburger“ kennt die Antwort: Es gebe im Westerwald bislang schlichtweg keine entsprechenden, geeigneten Vorhaben. Jedoch habe das Unternehmen versprochen, dass die selbe Summe, die via Kompensation in Klimaschutzprojekte außerhalb des Westerwaldes geht, künftig direkt in Umweltschutzprojekte in der Heimat fließen soll. Ein erstes Projekt soll demnächst im keine zehn Kilometer von Hachenburg entfernten Heimborn realisiert werden.

Uwe Schmalenbach

Schulze: „Das macht Mut“

Zum Abschied ein Erinnerungsfoto: Dr. Tanja Machalet und Ministerin Svenja Schulze mit Markus und Tanja Mann (von links)

Fast zwei Stunden bleibt Bundesumweltministerin Svenja Schulze in Langenbach, um mit dem Gastgeber ausführlich alle Themen zu diskutieren und sich ebenso den gesamten Betrieb anzusehen. Über die bei dem Besuch gewonnenen Eindrücke sprach mit der SPD-Politikerin Uwe Schmalenbach.

Frau Ministerin, Sie sind heute hierher zu „MANN Naturenergie“ gekommen. Was ist der Grund für den Besuch?

Erst einmal bin ich eingeladen worden von Tanja Machalet (Anm. d. Red.: der SPD-Kandidatin für den Wahlkreis 204 Montabaur), die mir das unbedingt zeigen wollte. Sie hat mir sehr viel erzählt, was hier alles läuft – aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man es sich vor Ort ansehen darf.

Sie sind ja momentan sehr häufig zu solchen Begegnungen unterwegs. Ist es generell Ihr Eindruck, dass man in Deutschland schon viel mehr gelebte Energiewende sehen kann, als man vermuten würde – vielleicht auch in „Ecken“, die nicht Berlin oder München sind?

Ich mache die Erfahrung, dass gerade im eher ländlichen Raum sehr kreative Unternehmer tätig sind, die wirklich das Thema „Wie werde ich CO2-frei? Wie werde ich ressourceneffizient?“ angehen. Und dann nicht nur ein kleines Stück, sondern auch wirklich integrierte Konzepte umsetzen. Mir hat hier ganz besonders gut gefallen, dass man sagt, man will „enkeltauglich“ sein! Das ist genau die Perspektive – nicht in Fünfjahres- oder Quartalsberichten denken, sondern in der Frage „Wie kriegen wir unsere Welt CO2-frei? Und was kann jeder und jede dafür tun?“

Ist ein Besuch wie der heutige ermutigend? Sie möchten sich ja in der nächsten Bundesregierung sehr wesentlich dafür einsetzen, dass die Energiewende nun endlich gelingt und, ich habe das vorhin Ihren einleitenden Worten entnommen, ebenfalls ein bisschen mehr Tempo aufnimmt. Ist ein Termin wie der heutige geeignet, dass Sie sagen: „Da habe ich neuen Mut, dass wir das auch schaffen können“?

Fahrer Maik bekommt das gewünschte Selfie mit der Umweltministerin.

Fahrer Maik bekommt das gewünschte Selfie mit der Umweltministerin.

Naja, wir müssen in den nächsten 25 Jahren doppelt so schnell werden – mindestens –, wie in den letzten 25 Jahren. Und wenn man dann sieht, was hier alles in relativ kurzer Zeit mit wenigen Generationen entstanden ist: Ja klar, das macht Mut, dass das auch im großen Maßstab geht.

Wie wichtig ist das, was man als Ressortleiterin von solchen Vor-Ort-Terminen anschließend ins Kabinett zurücktragen kann?

Das ist immer wichtig. Ich kann ja viel Theoretisches, viele Studien zitieren; das haben wir alles im Haus. Aber ein konkretes Beispiel und dann sagen: „Schaut euch das da an, das geht; das geht gerade auch im ländlichen Raum, das geht nicht nur in der Stadt“ – es ist schon wichtig, solche tollen Beispiele zu haben! Da bin ich Tanja Machalet sehr dankbar.

Wünsche an die nächste Bundesregierung

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (Mitte) ist gemeinsam mit der Bundestagskandidatin Dr. Tanja Machalet bei „MANN Naturenergie“ gewesen. Bei dem Besuch gab es zur Betriebsbesichtigung eine angeregte Diskussion über die Energiewende.

Der Besuch von Svenja Schulze (SPD) bei „MANN Naturenergie“ in Langenbach bei Kirburg ist natürlich auch Wahlkampf. Die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit ist gemeinsam mit Dr. Tanja Machalet zum Westerwälder Grünstrom- und Pelletpionier gekommen, denn die in Dernbach geborene Machalet bewirbt sich am 26. September im Wahlkreis 204 Montabaur um einen Sitz im nächsten Deutschen Bundestag. Jedoch: Nach relativ kurzer Zeit ist Schulze mit dem Gastgeber Markus Mann in einem regen fachlichen Austausch über die Energiewende, der ein erfreulich sachliches Niveau hat.

Die Gelegenheit, der zuständigen Ressortleiterin und damit höchsten Repräsentantin des Staates in Umweltfragen einmal zu schildern, wo einen Energie-Unternehmer der ersten Stunde „der Schuh drückt“, lässt Markus Mann nicht ungenutzt: Beispielsweise betont der Windkraftneuerer – er errichtete immerhin bereits vor 30 Jahren ein Windrad vom Typ „AN-Bonus 150/30“ und damit die erste kommerzielle Windkraftanlage in ganz Rheinland-Pfalz, die bis heute problemlos mit voller Nennlast Ökostrom produziert –, dass seiner Meinung nach neue Konzepte wie das integrierte Lastmanagement in Stromnetzen, „bidirektionales Laden“ in der E-Mobilität oder eine vereinfachte Weitergabe von selbsterzeugtem Strom an Nachbarn oder Mitbewohner dringend nötig seien, um die Energiewende zu schaffen. Die Ministerin stimmt mit Mann überein, dass das Tempo des Umbaus im Energiesektor drastisch zu erhöhen ist: „Wir müssen in den nächsten 25 Jahren mindestens doppelt so schnell werden, wie in den letzten 25 Jahren, um CO2-frei zu werden“, sagt Svenja Schulze zum Ausbau der „Erneuerbaren“.

Die Bundesumweltministerin (links) diskutiert mit dem Ökostrompionier Themen, die ihm für seine weitere Arbeit wichtig erscheinen.

Markus Mann bemängelt, dass viel zu viel Bürokratie das Vorankommen in dieser Frage stark ausbremse. Er wünsche sich daher „von der nächsten Regierung“ Vereinfachungen der gesetzlichen Bestimmungen – beispielsweise rund um die CO2-Bepreisung oder Ein- und Ausspeisebedingungen sowie eine Reform des Energiewirtschaftsgesetzes insgesamt.

Die Bundesumweltministerin schildert, dass Genehmigungen für Grünstromprojekte sechs Monate Zeit gebraucht hätten, als Rot-Grün 2000 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder das Erneuerbare Energiengesetz eingeführt habe. Heute jedoch, fügt Schulze kritisch an, dauere ein Genehmigungsverfahren sechs Jahre. „Wir haben sogar sieben Jahre gebraucht, um die Genehmigung für das Windrad unserer Wäller Energiegenossenschaft zu erhalten!“, kritisiert Markus Mann. Dabei seien mit dem Projekt vier Altanlagen abgebaut, dafür nur eine neue „Repowering“-Anlage errichtet worden. Die liefere zudem nun statt 800.0000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr satte acht Millionen und damit zehnmal soviel wie die vier alten Windräder zusammen („Sehr gut“, kommentiert Schulze).

„MANN Naturenergie“ versorgt rund 60.000 Menschen mit Wärmeenergie und deckt für 120.000 die Versorgung mit echtem Grünstrom ab. Den speichert das Unternehmen auch in einem Großspeicher aus „Secondlife-Batterien“, den Markus Mann der Ministerin und der Bundestagskandidatin (von rechts) hier erklärt.

Das „Peak Shaving“ im Areal-Netz von MANN, die Beschaffung von Holz über eine alte, zu reaktivierende Bahnstrecke, der Protest einer Ortsgemeinde dagegen: Es ist eine lange Liste von Themen und Stichwörtern, die beim ministeriellen Besuch in Langenbach erfreulich offen diskutiert werden. Die SPD-Politikerin sieht auch den Bedarf, gemeinsam zu neuen Ansätzen zu kommen, denn sie verweist unter anderem darauf, dass der Strombedarf noch zunehmen werde und allein die chemische Industrie 2030 das verbrauchen werde, was Deutschland derzeit insgesamt an Strom benötigt!

Im vergangenen Jahr seien alle Anlagen zu 99,75 Prozent der Zeit voll durchgelaufen, mussten also nahezu nie gebremst werden fürs „Peak Shaving“. Dennoch sei die Jahreshöchstleistung an Strom im Unternehmen durch die Maßnahme um 15 Prozent verringert worden.

Mann berichtet von aktuellen Bemühungen um die ersten beiden 40-Tonnen-Elektro-LKW, mit denen die „Westerwälder Holzpellets“ auch umweltfreundlich ausgeliefert werden sollen.

„Wir müssen raus aus diesen ‚Silos‘“, ist die Antwort von Svenja Schulze, wie sie die Dinge nach der Bundestagswahl zu beschleunigen gedenkt. Gemeint sei, dass das „Verkehrsministerium sein Ding macht, das Wirtschaftsministerium und viele andere“, die mit dem Klimawandel und seiner Bekämpfung irgendwie zu tun haben. Die Umweltministerin unterstreicht die SPD-Forderung, dass das Thema daher im Kanzleramt koordiniert wird. Die Verwaltung werde sich insgesamt stark verändern müssen – das gelte auf der Bundesebene ebenso wie kommunal. Alle Aufgaben seien außerdem nicht nur deutschland-, sondern europaweit zu koordinieren, solle die Energiewende gelingen.

In Langenbach, davon überzeugt sich Ministerin Svenja Schulze bei einem sehr ausgedehnten Betriebsrundgang zum SEO-Sägewerk, den Pelletpressen und dem Großspeicher aus „Second-life-Batterien“, wird an der Energiewende jedenfalls schon Tag für Tag überaus konkret gearbeitet.

Uwe Schmalenbach

„Überholspur“ oder Mogelpackung?

Interessant, was Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Anfang Juli dem „Tagesspiegel“ gesagt hat: Noch in diesem Monat werde man das Ziel von einer Million Elektroautos in Deutschland erreichen. Zudem werde es 2021 eine Rekordförderung für diese geben. Offenbar macht die Kaufprämie Wagen mit alternativen Antrieben attraktiver. Bemerkenswert ist allerdings, dass die doch eigentlich im Sinne des Klimaschutzes geförderten Automobile nur ungefähr zur Hälfte rein elektrische Fahrzeuge sind – die andere Hälfte machen Plug-in-Hybride aus.

Die Verkehrswende mit Elektromobilität ist nur sinnvoll, wenn mit hundertprozentigem Ökostrom geladen wird. (Foto: Juice Technology)

Die Verkehrswende mit Elektromobilität ist nur sinnvoll, wenn mit hundertprozentigem Ökostrom geladen wird. (Foto: Juice Technology)

Dass Altmaier nicht zwischen vollelektrischen und „Plug-ins“ unterscheidet, sondern die unterschiedlichen Fahrzeugtypen als „Elektroautos“ vermischt, mag man befremdlich finden, wenn nicht gar als Augenwischerei beurteilen. Denn Fakt ist: Plug-in-Hybridfahrzeuge verfügen sowohl über einen klassischen Verbrennungsmotor als auch über einen Elektroantrieb, dessen Batterie sich an der Steckdose aufladen lässt.

An sich sei das durchaus eine gute Idee, bewerten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Verkehrsclub Deutschland VCD in einem gemeinsamen Faktenpapier. Kurze Strecken könnten so elektrisch, längere mit „Verbrenner“ bewältigt werden. Problematisch sei allerdings, dass die Realität eben ein ganz anderes Bild zeige: Tatsächlich werden die Fahrzeuge von ihren Nutzern nämlich selten geladen, wodurch der reale Kraftstoffverbrauch – und somit CO2-Emissionen – im hohen Maße über den Herstellerangaben lägen. So seien „Plug-ins“ eher „Spritfresser im grünen Mäntelchen“.

Viele Umweltschutzverbände und Institute kommen gleichfalls zu der Erkenntnis, dass die Wagen nicht halten, was sie versprechen. Die Deutsche Umwelt Hilfe (DUH) untersuchte im vergangenen Jahr mehrere Plug-in-Hybrid-Modelle und stellte fest, dass diese im realen Fahrbetrieb ein vielfaches an CO2 ausstießen und somit die Normwerte deutlich überschritten. Das Messverfahren, so der Verein, müsse daher dringend umgestellt werden, man solle endlich anfangen, die Realemissionen zu ermitteln. Denn nur aufgrund dieser könne die Klimafreundlichkeit eines Fahrzeugs wirklich beurteilt werden. Gleichermaßen müsse folglich auch die staatliche Förderung daran orientiert werden. Rein elektrisch, so urteilt wiederum der ADAC, komme ein „normales“ Hybridfahrzeug im niedrigeren Geschwindigkeitsbereich nur wenige Kilometer weit.

Dass die elektrische Reichweite im Grunde viel zu gering ist und das Auto somit die meiste Zeit als konventioneller Verbrenner unterwegs ist, macht die Kaufprämie, die für den Erwerb ausgeschüttet wird, im Sinne des Umweltschutzes umso absurder. Insbesondere, weil noch hinzukommt, dass die beiden Antriebssysteme auch zwangsläufig mehr Gewicht bedeuten, die Fahrzeuge also schwerer sind als jene mit nur einem Motor und dadurch mehr Energie verbrauchen.

Wie zynisch die Förderung von Plug-in-Hybridfahrzeugen im Namen des Klimaschutzes ist, beweist eine Studie, die das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), „Öko-Institut e.V.“ sowie „Transport & Environment“ im Auftrag des Bundesumweltministeriums durchgeführt haben: Da sie zu oft im Verbrennermodus unterwegs seien, gefährdet der Boom der Plug-in-Hybride die Klimaziele im Verkehr sogar!

Dennoch spricht das Kraftfahrtbundesamt zu Beginn 2021 nicht ganz zu Unrecht von einer „Überholspur“, auf der sich Elektromobilität in Deutschland befinde. Tatsächlich entscheiden sich mittlerweile auch immer mehr Menschen für ein reines E-Auto. Vor zehn Jahren betrug die Anzahl an Neuzulassungen vollelektrischer Pkw in Deutschland noch „magere“ 2.154, was lediglich 0,07 Prozent Marktanteil aller damals neuzugelassenen Pkw ausmachte. Vier Jahre später, 2015, waren es zwar immerhin schon 12.363 Autos – ihr Anteil lag jedoch nur bei knapp 0,4 Prozent. 2017 belief sich die Zahl der E-Autos dann plötzlich auf enorme 25.056 Fahrzeuge. Sie hatten damit aber immer noch nur einen Marktanteil von 0,7 Prozent. Ein gewaltiger Schritt war von 2019 auf 2020 festzustellen: 2019 kamen Elektroautos auf 63.281 Neuzulassungen, ihr Anteil damit auf 1,8 Prozent – 2020 waren es hingegen 194.163 E-Autos, was einen Marktanteil von 6,7 Prozent bedeutete! Durchaus ein Erfolg für die „Stromer“.

Allerdings – blickt man auf das letzte Jahr, muss ebenso die andere Seite der Wahrheit festgehalten werden: Den 194.163 vollelektrischen Wagen stehen weitaus mehr Hybridfahrzeuge gegenüber – 527.864! Das sind demnach 6,7 Prozent E-Autos gegenüber 18,1 Prozent Hybridwagen.

„Man ist ja auch nicht halbschwanger“, verdeutlicht MANN-Chef Markus Mann die Scheinheiligkeit der Hybrid-Systeme. Zwar befinden sich im Fuhrpark des Langenbacher Energieversorgers neben acht rein elektrischen Autos auch zwei Hybridwagen. Dass die vor wenigen Jahren für zwei MANN-Mitarbeiter angeschafft werden mussten, sei damals jedoch schlichtweg alternativlos gewesen, da gelegentlich sehr weite Strecken zurückgelegt werden. Doch beide Mitarbeiter, so der Firmenchef, forcierten inzwischen einen schnellstmöglichen Umstieg auf reine Elektroautos.

Weiterhin verursacht der Individualverkehr zu hohe CO2-Emissionen. (Foto: Bork/pixelio.de)

Weiterhin verursacht der Individualverkehr zu hohe CO2-Emissionen. (Foto: Bork/pixelio.de)

Denn: In der Tat muss die „Reichweitensorge“ mittlerweile nicht mehr zwingend vom Kauf eines vollelektrischen Autos abhalten. So teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Anfang Juli mit, dass der Ladeinfrastrukturausbau in der Fläche vorankomme, sowohl in Metropolen als auch in Städten jeder Größe und in Landgemeinden. Die Verdichtung des Ladenetzes sei „spürbar“.

Es tut sich also viel bei der Elektromobilität in Deutschland. Das „Center of Automotive Management“ (CAM) prognostiziert in einer Elektro-Studie, dass 2025 mehr als ein Viertel der Neuzulassungen elektrische Modelle sein werden – mit deutlichem Trend zu mehr rein elektrischen Fahrzeugen als „Plug-ins“. Denn man müsse damit rechnen, so die Studie des CAM, dass sich aufgrund der Diskrepanz zwischen Norm- und Realverbräuchen von Plug-in-Hybriden eine Anpassung der Förderkulissen ergebe – und damit sinkende Neuzulassungsanteile. In den 2030er-Jahren könne der Verbrennungsmotor dann sogar in eine Nischenrolle gedrängt werden.

Doch sollte bei aller Euphorie eines nicht vergessen werden: Selbst das beste Elektrofahrzeug bringt keine positive Klimabilanz, wenn es mit Atom- und Kohlestrom „betankt“ wird. Einen wirklich günstigen CO2-Fußabdruck erzielt der Stromer nur, wenn er mit hundertprozentigem, zertifiziertem Ökostrom geladen wird. So, wie es bei MANN schon längst selbstverständlich ist. Alle elektrischen Firmen-Pkw werden an den vor elf Jahren auf dem Langenbacher Betriebsgelände installierten Elektro-Ladesäulen auf- und nachgeladen, durch die der von „MANN Naturenergie“ vertriebene Grünstrom direkt in die Fahrzeuge „fließt“.

Uwe Schmalenbach

„Ich stehe hinter der Sache“

Markus Langenbach freut sich, das “Team E-Mobilität” zu verstärken.

Markus Langenbach freut sich, das “Team E-Mobilität” zu verstärken.

„Ich habe das Gefühl, ich bin nur aus Marketinggründen eingestellt worden“, lacht Markus Langenbach. Immerhin arbeite er doch für Markus Mann in Langenbach. Aber keine Sorge, der Wäller scherzt natürlich nur! Der Elektriker, der neu zum Team von „MANN Naturenergie“ gestoßen ist, verdankt seine Anstellung allein seiner – buchstäblich meisterhaften – Qualifikation.

Die Elektromobilität erlebt derzeit einen wahren Boom. Das kann auch „MANN Naturenergie“ feststellen: Weil immer mehr Menschen ihr E-Auto zu Hause oder an ihrer Firma laden möchten, steigt gleichermaßen die Nachfrage nach der Ladeinfrastruktur. Beim Langenbacher Energieversorger gibt es daher eigens die „Abteilung E-Mobilität“, die sich darum kümmert, dass für jeden Kunden der Strom verlässlich aus der „Wallbox“ kommt. Um dem stetig wachsenden Bedarf weiterhin gerecht werden zu können, verstärkt seit 1. Juli Markus Langenbach das Team.

Der aus Wallmenroth Stammende ist als Elektromeister sogar ein besonders versierter Fachmann. „Gelernt habe ich den Beruf des Elektroinstallateurs – beziehungsweise, Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik‘“, erzählt Langenbach. Seine Ausbildung absolvierte er bei einer Firma in Betzdorf, arbeitete nach der Lehre dann zunächst für einen anderen Installationsbetrieb in der am Zusammenfluss von Sieg und Heller gelegenen Stadt.

Bereits während der 2007 abgeschlossenen Lehre habe er eine große Bandbreite an Aufgaben verrichten müssen: „Da ging es wirklich von: ,Kannst du mal gerade eine Steckdose anbringen‘? Über komplette Neubauten und Altbausanierungen, Kundendienst bis zu ,Könnt ihr uns die Waschmaschine reparieren?‘“, schildert Langenbach. „Ich glaube, da bin ich schon ein bisschen gereift.“

Genauso war es bei seiner zweiten beruflichen Station: „Bei dem Unternehmen, in dem ich nach der Ausbildung war, haben wir viel ,auf Montage‘ gemacht. Mal fünf Wochen in Bonn oder in Frankfurt, oft alleine. Auch da bin ich dann noch einmal gewachsen. Da hattest du eben keinen mehr, den du fragen kannst.“ In dem Installationsbetrieb arbeitete der damals noch recht „frisch“ Ausgebildete, bis ihn erneut der Ehrgeiz packte: „Da bin ich nach Siegen gegangen und habe mein Fachabitur für Elektrotechnik nachgeholt. Weil da auch die Frage war: ,Was willst du denn mal machen‘?“

Während er abermals die Schulbank drückte, entdeckte Langenbach eines Tages eine Stellenanzeige: Für die vom Abwasserzweckverband Betzdorf-Kirchen-Daaden betriebene Kläranlage in Wallmenroth wurde ein Elektrikergeselle gesucht. Langenbach bewarb sich erfolgreich um die Stelle und arbeitete somit fortan in seinem Wohnort.

Dem jungen Wäller war es gleichermaßen wichtig, neue Kompetenzen zu erlernen. Immer mal wieder ein Tagesseminar besuchen, an einer speziellen Schulung teilnehmen – so konnte sich der Fleißige weiterentwickeln. Vor allem aber ein Umstand sei für ihn prägend gewesen: Als er sich im Betrieb eines Auszubildenden annehmen sollte und diesem manche Frage einfach nicht beantworten konnte. Dies sei ihm total unangenehm, ja, richtig peinlich gewesen. Und so entschloss sich der Geselle kurzum dazu, einen Ausbilderschein zu erwerben.

Doch das sollte nicht alles bleiben, Langenbach wollte sein Wissen nun noch mehr vertiefen. Daher stand für ihn fest: „Der Meister“ muss her. „Ich habe mich dann für den Bereich Industriemeister entschieden“, führt der zielstrebige Elektriker aus. Erneut scheute er – begleitend zu seiner Vollzeitstelle – weder Zeit noch Aufwand, um seine Ambition in die Tat umzusetzen. Ein großer Einsatz und eine enorme Leistung des jungen Wällers! 2016 war es schließlich so weit, und Markus Langenbach konnte sich über seinen beruflichen Erfolg freuen.

MANN war Langenbach damals bereits bekannt. „Ganz ehrlich: Ich denke mal, wer im Westerwald aufgewachsen ist, dem ist ,MANN Naturenergie‘ definitiv ein Begriff“, lächelt Markus Langenbach. Ihm persönlich war es das umso mehr, da er bereits seit einiger Zeit Stromkunde bei dem Westerwälder Energieversorger war und ebenso Hartholz-Briketts bezog. „Für mich war beim Kauf meines Hauses klar, einen Energieversorgungsvertrag bei MANN abzuschließen. Und dann setzt man sich natürlich noch ein bisschen intensiver mit dem Unternehmen auseinander.“ Der Wäller Betrieb habe ihm sehr imponiert, MANN habe etwa einen außerordentlich gelungenen Internetauftritt, lobt Markus Langenbach. Dadurch habe er regelmäßig mitbekommen, „was die da alles Innovatives machen.“

„Naja, und irgendwann war dann von MANN eine Stelle ausgeschrieben worden“, erzählt Langenbach. Die zu entdecken, war für den Wallmenrother eine glückliche Fügung, hatte er sich doch schon länger eine berufliche Veränderung gewünscht. „Aber es musste natürlich auch etwas Vernünftiges sein“, schiebt er hinterher. Ein spannender Arbeitsplatz bei „seinem“ Energieversorger, jenem Unternehmen, dessen Philosophie und Arbeitsweise Langenbach ohnehin bereits bewunderte, kam ihm da gerade recht: „E-Mobilität fand ich mega geil, und das Unternehmen an sich ja auch schon wahnsinnig interessant! Somit war die Entscheidung relativ schnell getroffen.“

„Schlag auf Schlag“ sei es dann gegangen. Nach einer erfolgreichen Bewerbung wurde Markus Langenbach Teil des Teams. Die Aufgabenbereiche seien erfreulich vielfältig. Er hilft Kunden bei der Auswahl der geeigneten Ladeinfrastruktur, installiert „Wallbox“ und Co. oder gibt Tipps für die richtige Anzahl der Ladepunkte. „Ich denke, die beratende Tätigkeit beim Kunden ist mitunter die wichtigste. Damit man ihm auch das anbieten kann, was für ihn das Sinnvollste ist.“ Übrigens scheut sich Langenbach auch als Meister nach wie vor nicht, immer mal wieder einen Blick in die Bücher zu werfen; wo er sein Wissen noch erweitern kann, lese er sich gerne ein. „Ich stehe hinter der Sache. Ich finde das, was hier gemacht wird, einfach cool. Und es ist mir wichtig, den Leuten alles authentisch rüberzubringen.“

Elektromobilität boomt. Damit immer mehr Menschen die passende Ladeinfrastruktur erhalten können, steht der Elektromeister mit Rat und Tat zur Seite und ist, etwa im “e-Jumpy”, schnell zur Stelle.

Elektromobilität boomt. Damit immer mehr Menschen die passende Ladeinfrastruktur erhalten können, steht der Elektromeister mit Rat und Tat zur Seite und ist, etwa im “e-Jumpy”, schnell zur Stelle.

Authentisch ist Markus Langenbach als Befürworter regenerativer Energien allemal! In seinem Heim in Wallmenroth produziert der Familienvater seinen eigenen Ökostrom: „Wir haben eine 9,8-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage mit einem 9,0-Kilowattstunden-Speicher“, verdeutlicht der Hausherr. Zudem besitze er eine Stromheizung mit Infrarotheizstrahlern. Somit erzählt Langenbach Kunden nicht nur von erneuerbaren Energiequellen – er lebt den Umgang mit ihnen selber vor.

Dies schließt natürlich ebenso seinen Arbeitsalltag als Handwerker ein: Wenn der freundliche MANN-Mitarbeiter unterwegs zu Kunden ist, fährt er selbstverständlich vollelektrisch und lädt das Fahrzeug bei Bedarf einfach auf dem Betriebsgelände von MANN – und damit mit hundertprozentigem Ökostrom. So ist Markus Langenbach tatsächlich auf sämtlichen Ebenen ein glaubhafter Verfechter regenerativer Energien. „Man lebt von Erfahrungswerten“, ist er überzeugt.

Sei es der „ë-Jumpy“ von Citroën oder der „Renault Zoe E-tech“, mit dem Langenbach beim Kunden vorfährt, von der Alltagstauglichkeit der Stromer ist der neue MANN-Mitarbeiter vollauf begeistert, lobt mit dem „Zoe“ etwa einen „super Stadtflitzer, mega cool und mit guter Reichweite!“ Das zeigt: Nicht nur für Privatpersonen kann ein Elektroauto bestens geeignet sein. „Wir haben jetzt auch Erfahrungswerte für einen ortsansässigen Installateur“, betont der Wallmenrother. Als Handwerker sei es überhaupt kein Problem, Elektromobilität in den Arbeitsalltag einzubauen. „Ob das jetzt ein Gas-Wasser-, oder Elektroinstallateur ist, Maler oder sonst irgendwas. Du hast einen Dreisitzer, der eine riesige Ladefläche hat, das Ding ist mega geil – und es fährt elektrisch“, sagt er über den E-Lieferwagen des Elektromobilitätsteams.

Und so werde man eben auch seiner Glaubwürdigkeit vor einem Kunden gerecht, unterstreicht Langenbach. Es lasse sich doch viel besser etwas vermitteln, das man selber täglich nutze: „Natürlich kann ich mich mit einem PC hinsetzen oder ein Datenblatt vorlesen. Aber wenn ich einen Handwerker von MANN treffe, von dem ich weiß: Der fährt seit einem Jahr mit so einer Kiste quer durch die Gegend und tut es immer noch – dann kann der Wagen nicht so schlecht sein! Es gibt viele Vorurteile gegenüber E-Mobilität. Aber wenn man die mal hinterfragt – dann kriegt man die alle weggekegelt!“

Mit E-Mobilität hat MANN jahrelange Erfahrung

Seit zehn Jahren setzt MANN Naturenergie im firmeneigenen Fuhrpark auf Elektromobilität. Hatte Markus Mann 2011 noch mit einem „fahrbaren Schuhkarton“ begonnen, sieht die Sache heute schon ganz anders aus.

Nun stehen den MANN-Mitarbeitern drei „BMW i3“, zwei „Renault ZOE E-Techs“, zwei „Kia e-Niros“, ein „ë-Jumpy“ von Citroën sowie je ein „Kia e-Niro Hybrid“ und „Audi Hybrid“ zur Verfügung.

Die Erfahrung, die das Langenbacher Unternehmen mit den Firmenwagen gemacht hat, ist durchweg positiv. Der älteste „BMW i3“ von MANN kommt auf 120.000 Kilometer, ist acht Jahre alt und hat immer noch eine Batteriekapazität von 78 Prozent! Zudem musste er, außer zur Inspektion und für den Reifenwechsel, noch nie in die Werkstatt. Auch der „ë-Jumpy“-Transporter, der mit seiner 75k Wh-Batterie 330 Kilometer ohne Nachladen schafft, hat sich für die MANN-Handwerker im täglichen Arbeitsalltag bereits bestens bewährt.

Und: Die „fahrbaren Untersätze“ werden natürlich ausschließlich mit hunderprozentigem Ökostrom an der firmeneigenen Elektro-Ladesäule „betankt“ – die bereits seit elf Jahren verlässlich ihren Dienst verrichtet.

Uwe Schmalenbach

„Wir sind in zehn Minuten da“

Im Westerwald gibt es eine Menge Hightech – allerdings zumeist eher “unsichtbar” hinter Hecken und Zäunen so wie hier bei AWW in Norken.

Im Westerwald gibt es eine Menge Hightech – allerdings zumeist eher “unsichtbar” hinter Hecken und Zäunen so wie hier bei AWW in Norken.

„Mit Robotern haben viele Menschen noch keinen Kontakt gehabt – obwohl es hier im Westerwald eine Menge Hightech gibt“, sagt Michael Alhäuser. Die jedoch arbeite halt meist unauffällig und unbemerkt hinter Werkstoren, ergänzt der Geschäftsführer der „AWW Engineering GmbH“. Die Firma hat den neuen Roboter für die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) geliefert.

„Markus Mann kannte unsere Firma, doch er wusste nicht genau, was wir alles machen“, schildert Michael Alhäuser. „Wir sind in dem ganzen Thema seit fast 20 Jahren aktiv.“ Ursprünglich komme „AWW Engineering“ aus der Schweißtechnik. „Wobei: Ob ein Roboter schweißt, ein Sack Pellets dranhängt oder etwas anderes, ist erst einmal egal“, erläutert der Diplom-Ingenieur. Denn der Roboter, wie ihn sein Unternehmen bei Herstellern wie Kuka beziehe (dort wurde der Roboter für die WWP auch gebaut), sei nur ein „dummes“ Gebilde aus Stahl und ein paar Elektromotoren und könne zunächst: nichts. „Es ist immer eine individuelle Programmierung, die der Anlage sagt, was sie tun muss, in welcher Geschwindigkeit und nahezu unbegrenzt weitere Variablen mehr.“

Bevor ein Roboter aufgestellt und programmiert werden kann, sei gründliche Beratung nötig, beschreibt der AWW-Geschäftsführer das Vorgehen: „Viele Kunden kommen zu uns und wissen nur: ‚Wir haben ein Problem.‘ Wir gucken uns dann an, worin das Problem oder besser die Aufgabe besteht, und vor allem schauen wir nach der Lösung. Auf der Grundlage beraten wir den Kunden, in welchem Umfang man etwas machen kann, und auch ein ‚erstes Preisschild‘ muss man drankleben, damit der Kunde weiß, was auf ihn zukommen könnte“, erklärt Michael Alhäuser.

Schon alleine die Bandbreite an Roboter-Modellen ist riesig. So könne das kleinste derzeitige Kuka-Modell gerade einmal zwei Kilo Last bewegen, der größte Roboter hingegen stemme 1.300 Kilogramm. „Das zeigt, wie variabel das Thema ist. Es gibt keinen Standard – Sie finden nirgendwo eine fertige Lösung im Regal!“, unterstreicht der Geschäftsführer.

So sei auch der Fünf-Achsen-Roboter, der bei den WWP aufgestellt wurde, am Ende einer umfangreichen Projektierung ausgewählt worden. „Erste Planungen für MANN haben wir im November erledigt, die Umsetzung folgte nun ab Mai“, verdeutlicht Alhäuser.

Dass AWW Engineering am Ende den Zuschlag vom Energieversorger aus Langenbach bekommen habe – es sei außerdem ein Wettbewerber aus Dänemark im Rennen gewesen –, liege auch an der Nähe des Unternehmens, das gleichermaßen für Automobilhersteller und deren Zulieferer arbeitet: Alhäusers Arbeitsplatz befindet sich in Norken, nur fünf Kilometer vom Pelletwerk und der „Halle 4“ entfernt, in der der neue Roboter hebt und schwenkt. „Gibt es ein Problem, steht die Anlage einmal oder hat noch Anlaufschwierigkeit am Anfang, sind wir in zehn Minuten da“, betont der Ingenieur einen Vorteil der Nachbarschaft.

Unter anderem aufgrund der Nähe wie wegen der regionalen Wertschöpfungsketten arbeiten MANN und die „Westerwälder Holzpellets“ nicht nur beim Roboterkauf bevorzugt mit heimischen Unternehmen zusammen, wann immer das möglich ist – ob es sich um Tiefbauarbeiten für den neuen Batteriegroßspeicher handelt, die von der Reuscher GmbH aus Rennerod ausgeführt wurden, oder um moderne Schaltschränke von „Mertens und Schneider“ in Elkenroth für die Kraftwerksmodernisierung (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Uwe Schmalenbach

Eintritt erst, wenn der Roboter ruht

Fährt Olaf Josten mit dem Gabelstapler ans Ende der Palettengasse, wird dieser Bereich so lange lahmgelegt, bis der Anlagenführer wieder in sicherer Entfernung ist.

Fährt Olaf Josten mit dem Gabelstapler ans Ende der Palettengasse, wird dieser Bereich so lange lahmgelegt, bis der Anlagenführer wieder in sicherer Entfernung ist.

„Das hier sind sogenannte Lichtschutzgitter“, sagt Ruben Ermert und deutet auf schmale gelbe Gehäuse, die an mehreren Stellen an Zäune montiert wurden, durch die der neue Roboter von der übrigen Halle abgetrennt ist. Wiewohl: Nur zu drei Seiten ist dieser Bereich völlig „vergittert“ – zur vierten jedoch nicht. Am Ende der „Palettengasse“ nämlich kann Anlagenführer Olaf Josten mit dem Gabelstapler hineinfahren, die fertig gepackten Pellet-Paletten übernehmen und entweder ins Lager schaffen oder direkt auf einen Lkw laden.

„Würde beispielsweise ein Kind hier hereinlaufen, würden die Sensoren den entsprechenden Abschnitt sofort vollständig lahmlegen“, hebt MANN-Mitarbeiter Ruben Ermert hervor. Der Roboter könnte, in sicherer Entfernung, derweil weiterarbeiten. Komme man ihm jedoch näher und passiere dabei weitere Lichtschutzgitter, die die Anlage in mehrere Zellen unterteilen, stehe irgendwann alles – lange bevor man in den Gefahrenbereich gelangen könne.

„Die Sicherheitslichtgitter sind ‚eigensichernd‘“, schildert Ermert, „das heißt, sie überwachen sich selbst. Beim leisesten Zweifel an der Funktionstüchtigkeit, bleibt ebenso alles stehen.“

Für die Sicherheit von Mitarbeitern wie Besuchern wird (im gelben Gehäuse links) auch Radar eingesetzt.

Für die Sicherheit von Mitarbeitern wie Besuchern wird (im gelben Gehäuse links) auch Radar eingesetzt.

Doch nicht nur dieses System, das Vorhänge aus für das menschliche Auge unsichtbaren, parallelen Strahlen bildet, wird zum Schutz von Mitarbeitern oder Besuchern verwendet: Zusätzlich angebrachte Radar-Sensoren (Ermert: „Wie beim Blitzen im Straßenverkehr“) reagieren auf jede Bewegung und messen Geschwindigkeiten. „Wobei man selbst dann bemerkt wird, wenn man ganz still steht“, schmunzelt Ruben Ermert.

Die Radar-Sensoren bekommen beispielsweise auch mit, wenn Olaf Josten absichtlich mit dem Stapler ans Ende des Förderbandes fährt, um eine Palette abzuholen (und dabei zwangsläufig in die erste Zelle des Sicherheitsbereichs gerät). „Dort bewegt sich solange nichts mehr, bis die Radar-Sensoren beobachtet haben, dass der Kollege mit dem Stapler auch wieder rückwärts herausgefahren ist“, so Ermert.

Die gesamte Sicherheitstechnik sei durch die Installation des neuen Roboters nun ebenfalls auf dem allerneuesten Stand bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), unterstreicht der Mechatroniker. Auch „Sicherheitszuhaltungen“ an jenen Stellen, wo ein Mitarbeiter durch Türen zu Wartungszwecken in den „Käfig“ hineingehen kann, gehören zum Gesamtkonzept: Sie verhindern, dass einer der Zugänge geöffnet wird. Will ein Arbeiter hindurch, muss er dies mittels Knopfdruck anfordern – ähnlich, wie einen Fahrstuhl zu rufen. Den Eintritt gibt das System nach einer gewissen Zeit jedoch erst dann frei, wenn der Roboter in einer bestimmten Position steht und ruhig verharrt.

Die Planung, Auswahl, Montage, Verkabelung oder Programmierung der Sicherheitstechnik haben Mitarbeiter der „Westerwälder Holzpellets“ selbst erledigt. Das Beispiel zeigt, welche anspruchsvollen Arbeitsplätze man dort inzwischen einnehmen kann – so wie Ruben Ermert: Erste Kontakte hatte der junge Wäller schon in ganz frühen Jahren als Aushilfe nach der Schule oder Ferienjobber. Doch inzwischen ist er in seinem dritten Lehrjahr als Mechatroniker angekommen.

Von Rückbau der alten Anlagenteile über die Montage der neuen Komponenten wie dieser “Sicherheitszuhaltung”, die Anschlussarbeiten und das Programmieren der Sicherheitseinrichtungen haben WWP-Mitarbeiter die Modernisierung selbst durchgeführt. Das zeigt, welches hohe Qualifikationsniveau die Arbeitsplätze bei den WWP erfordern.

Von Rückbau der alten Anlagenteile über die Montage der neuen Komponenten wie dieser “Sicherheitszuhaltung”, die Anschlussarbeiten und das Programmieren der Sicherheitseinrichtungen haben WWP-Mitarbeiter die Modernisierung selbst durchgeführt. Das zeigt, welches hohe Qualifikationsniveau die Arbeitsplätze bei den WWP erfordern.

Ursprünglich hatte er, da ihm das Jobben rund ums Pelletwerk so viel Freude gemacht hatte, gerne einen Arbeitsplatz im Bereich des firmeneigenen Kraftwerks bekommen wollen. Doch nachdem eine fortschreitende Technisierung auch bei den WWP eine Rolle spielt, riet man ihm im Familienunternehmen dazu, auf seinem beruflichen Weg eine höhere Qualifikation zu erwerben. Eine, die die heutzutage immer wichtigere Elektronik neben „handwerklicheren Dingen“ ebenfalls einschließt. So hat der junge Mitarbeiter einen zukunftssicheren Arbeitsplatz und eine zeitgemäße Befähigung, wenn seine Ausbildung abgeschlossen sein wird.

Dem regionalen Energieversorger MANN mit den „Westerwälder Holzpellets“ nützt das ebenso, da durch Mitarbeiter wie Ruben Ermert ein eigenes, für die ständig modernisierten Anlagen erforderliches Know-How im Unternehmen vorhanden ist und die firmeneigenen Teams sich deshalb jederzeit selbst um die Instandhaltung kümmern können – was wiederum die Ausfallhäufigkeit und etwaige Standzeiten minimiert und so die Versorgungssicherheit der Kunden zusätzlich erhöht.

Man möchte also die Formulierung der „Win-win-win“-Situation bemühen: Das Unternehmen profitiert vom eigenen Wissen und Können der Mitarbeiter, der Kunde von größtmöglicher Zuverlässigkeit und die (gerade jüngeren) Mitarbeiter von attraktiven und hinsichtlich der Qualifikation aufgewerteten Arbeitsplätzen.

Uwe Schmalenbach

Sicherheit – bei der Versorgung und im Betrieb

Gehoben wird mit unterdruck

Gehoben wird mit unterdruck.

Auf Dauer wäre es wohl eine recht stupide und vermutlich nicht eben rückenschonende Arbeit: Je 15 Kilogramm „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) abwiegen, in Säcke füllen und diese dann 65-stückweise auf Europaletten stapeln. Der Bedarf an dieser Form des umweltfreundlichen Brennmaterials ist offenbar groß: Immerhin rund ein Viertel der Jahresproduktion – mithin 10.000 Tonnen – verlässt das Pelletwerk in Langenbach bei Kirburg in Säcken. Glücklicherweise übernimmt das Heben und Stapeln der Gebinde ein Roboter. Der ist gerade erneuert worden, obwohl sein Vorgänger noch lief – der Versorgungssicherheit wegen.

Jede lage wird um 90 grad gedreht zur vorherigen vom roboter aufgebaut.

Jede lage wird um 90 grad gedreht zur vorherigen vom roboter aufgebaut.

Der Automat ist echt „geschickt“: Mal „schnappt“ er sich die Säcke paarweise, mal einen einzelnen und legt immer je fünf zu einer Lage auf der Palette zusammen. Sind 13 davon komplett – jede auf den Millimeter genau positioniert –, verlässt die Palette den Roboter über ein Förderband und wird stramm in Folie eingewickelt, damit die Säcke beim Transport per LKW nicht wieder verrutschen.

Vier Saugnäpfe sind das Werkzeug, mit dem der Roboter „zupackt“: Genaugenommen packt er nicht, sondern hebt die Säcke mittels Unterdruck an. Der alte Roboter schob stattdessen eine Gabel unter die Säcke. Die habe jedoch den Nachteil gehabt, schildert Daniel Rahn, dass sie wegen des maximalen Gewichts, das der Roboter stemmen konnte, auf Leichtbau getrimmt war. „Und entsprechend oft kaputt“, ergänzt der Projektingenieur.

olaf josten steuert dei anlage per touch-screen

olaf josten steuert dei anlage per touch-screen

Ohnehin: Das Vorgängermodell hatte schon Tausende Betriebsstunden „auf dem Buckel“. Baujahr 1993, von den WWP bereits gebraucht gekauft, lief er rund 15 Jahre in Langenbach. „Der hätte täglich ausfallen können. Dieses Risiko sollte eliminiert werden – damit wir dieselbe Versorgungssicherheit bei der Sackware bieten wie bei losen Pellets“, erläutert Daniel Rahn. Die gesamte Absackanlage, zu welcher der Roboter gehört, arbeitet an fünf Tagen der Woche, und das mitunter zweischichtig. Da ist die Beanspruchung hoch.

Denn die Sackware wird stark nachgefragt. Kunden seien in der Regel Besitzer von Zimmeröfen, die anstelle von Scheitholz Pellets nutzten, berichtet Daniel Rahn. Diese können sie über den Werksverkauf an sechs Tagen in der Woche direkt bei den WWP in Langenbach abholen.

die paletten werden eingewickelt für mehr stabilität beim transport.

die paletten werden eingewickelt für mehr stabilität beim transport.

Andere Nutzer erhalten ihre Pelletsäcke per LKW-Anlieferung – alternativ über Stützpunkthändler der WWP: Das, so Rahn, seien zum Beispiel Handwerksbetriebe oder Getränkemärkte, die etwas Lagerfläche frei hätten, dort WWP-Paletten vorhalten und Pellets 15-kiloweise an den Endkunden abgeben. „Der private Endkunde hat dadurch den Vorteil des nahen Händlers direkt am Ort, den er kennt und wo er jederzeit WWP bekommt.“

Ehe es soweit ist, müssen die im Langenbacher Werk der WWP gepressten Pellets mittels einer „Blasleitung“ in ein Lagersilo befördert werden, das direkt neben der „Halle 4“ steht, in der der neue Roboter werkelt. Ein Förderband bringt sie vom Silo zur Absackanlage (siehe auch Video), in der sich eine Waage befindet, die immer 15 Kilogramm portioniert und diese anschließend verpackt. Die Säcke dafür werden nebenbei aus Flachfolie geschnitten und zusammengeschweißt. Darin geht es weiter zum saugenden Roboter.

Der bringt nicht nur die besagte Ausfallsicherheit mit sich, sondern weitere Vorteile: So kann Anlagenführer Olaf Josten jetzt auf Knopfdruck vorgeben, wie die Lagen auf den Paletten aufgebaut werden, wie hoch oder niedrig der Roboter stapelt und vieles mehr. „Wir sind dadurch jetzt viel flexibler, können Paletten auch nach individuellem Kundenwunsch packen“, erklärt Josten. Wobei „Knopfdruck“ nicht ganz zutreffend ist: die Bedienung erfolgt mittels animiertem Touch-Screen, der jederzeit anzeigt, wo sich gerade welcher Sack in der Anlage bewegt.

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Die Sicherheitseinrichtungen begrüßt Olaf Josten, nicht nur der eigenen Unversehrtheit wegen: „Es kommen viele Kunden zu uns in die Halle, die Sackware abholen und gerne sehen wollen, was wir tun. Auch von daher ist es gut, dass die Anlage völlig abgesichert ist.“

Der alte Roboter, den die WWP der Versorgungssicherheit wegen wie geschildert nicht mehr für ihre Kunden Säcke stapeln lassen wollten, hat übrigens noch eine Verwendung gefunden, weiß der Anlagenführer abschließend zu erzählen: Ein anderes Unternehmen wolle ihm ein „drittes Leben einhauchen“ und ihn weiterhin nutzen, lächelt Olaf Josten, während der neue WWP-Roboter hinter ihm die nächsten beiden 15-Kilo-Säcke ansaugt.

Sabine und björn reinartz nutzen die möglichkeit, sich im werksverkauf wwp in säcken selbst abzuholen.

Sabine und björn reinartz nutzen die möglichkeit, sich im werksverkauf wwp in säcken selbst abzuholen.

Uwe Schmalenbach

Die glücklichen Gewinner von 10 Nistkästen und 100 LED-Birnen stehen fest!

Die Hauptpreise unseres Gewinnspiels der letzten WÄLLER ENERGIEZEITUNG machen sich in den nächsten Tagen auf die Reise nach.... Gießen, Hirtscheid, Stebach, Wirges, Unkel, Weitefeld, Kirchen, Heiligenroth, Steinebach und Singhofen!

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit den Preisen wünschen wir allen Gewinnern im Namen des gesamten Teams von MANN STROM!

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Holzmangel? Sägewerke sind das Nadelöhr

Vom Branchendienst bis zum „ZDF heute-journal“: Berichte über ein angebliches oder tatsächliches Knappwerden von Holz in Deutschland, begegnen einem derzeit zahlreich. Aber stimmt es, dass es nicht mehr genug Vorräte im heimischen Wald gibt und er zusehends schrumpft? Oder ist das Problem, wie so oft, komplexer?

Markus Mann auf dem Rundholzplatz seines Sägewerks. Dort sieht der Vorrat noch recht üppig aus.

Die Bauwirtschaft schlägt Alarm, der Dachdeckerverband hat sich an den Bundeswirtschaftsminister gewandt: Holz als Baustoff sei knapp, demnächst nicht mehr zu bekommen, erste Baustellen müssten bereits stillgelegt werden. Tatsächlich sieht jeder, der in Deutschland unterwegs ist, wie (Nadel-) Wälder am Horizont verschwinden und Brachflächen zurückbleiben. Schmilzt der heimische Holzvorrat so stark, wie es scheint und einige Medien warnen? Darüber sprach Uwe Schmalenbach mit Markus Mann, dessen Unternehmen in Langenbach ein stofflich-energetisch optimiertes Sägewerk betreibt und außerdem Holz als Rohstoff für die bekannten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) benötigt. Lesen Sie hier das komplette Interview.

Ist Holz aus Deutschland bereits so knapp, dass wir uns Sorgen machen müssen?

Wie immer kann man das nicht pauschal sagen. Natürlich gibt es einige, die gemerkt haben, dass man nicht alles in „Amazon-Manier“ von heute auf morgen per Fingerschnippen am nächsten Tag bekommen kann; so auch beim Holz – und darum größere Vorräte anlegen. Das führt zu Verknappungen, hat allerdings noch nichts mit Mangel zu tun. Aber in der Tat: Die ganze Welt ist derzeit am Heimwerken, am Basteln, baut den Dachboden aus und Ähnliches. Die Entwicklung, es sich daheim besonders schön zu machen, ist durch „Corona“ offenbar ein noch stärkerer Trend geworden, und für den benötigt man viel Holz.

„Corona“ ist also auch hier schuld?

Wir hatten in Deutschland in den zurückliegenden zwei Jahren außerdem viel mit sogenannten „Kalamitätsflächen“ in unseren Wäldern zu tun.

Was ist das?

Dahinter steckt das Thema mit der Trockenheit und dem Fichtensterben, dem „Generalangriff“, den der Borkenkäfer auf die deutschen Mittelgebirge gestartet hat. Diese Entwicklung passiert vor allem in der Mitte Deutschlands – am schlimmsten ist es im Westerwald, Sauerland, dem Harz. Nun gibt es eine behördliche Regelung: Wird in Teilen Deutschlands Wald vernichtet, ebenso wie bei Stürmen, dann darf in anderen Teilen des Landes weniger eingeschlagen werden.

Welche Folgen hat das?

Es fällt weniger Frischholz an, das auf dem Markt zu haben ist. Außerdem sinkt durch Trockenheit und Käferbefall die Qualität des eingeschlagenen Holzes: da sind viele „kernrissige“ Stämme dabei. Dieses Holz hat eine bedeutend schlechtere Ausbeute, wenn ich nachher Schnittholz daraus machen möchte.

Das erklärt aber noch nicht, warum einige klagen, es gebe bald kein Holz in Deutschland mehr, weil China alles wegkaufe…

Jeder Jogger oder Spaziergänger bekommt es derzeit mit: im deutschen Wald wird mächtig "Holz gemacht". Oft sind die Flächen geschädigt. Foto: Schmalenbach

Im Jahr braucht die deutsche holzverarbeitende Industrie rund 50 bis 55 Millionen Festmeter. In „normalen Jahren“ wird halt einfach gefällt, geschnitten, das Holz dem Handwerk, den regionalen Verbrauchern, der Industrie zur Verfügung gestellt. Nun sind 2020 jedoch 80,4 Millionen Festmeter Holz angefallen, da es so viel Schadholz gegeben hat. Die Sägewerke können jedoch maximal nur 60 bis 65 Millionen im Jahr verarbeiten. So musste ein Teil – damit der Rohstoff nicht hier ungenutzt verrottet – tatsächlich in den Export gebracht werden.

Also sollte man zwischen Roh- und Schnittholz unterscheiden, und Mangel gibt es nur beim Schnittholz?

Genau. China hat eine Menge Rohholz aufgenommen, das stimmt. Dadurch, dass wir unheimlich viel aus Asien importieren, müssen etliche leere Container dorthin zurück. Das macht den Transport unfassbar günstig: Rundholz aus Duisburg, Hamburg oder Rotterdam nach China zu befördern, ist nicht teurer als der Transport des Rundholzes von Frankfurt nach Freiburg! Unser Problem ist aber, dass der Schnittholzmarkt tatsächlich an sein Limit geraten ist, was die Kapazitäten der Verarbeitung in der Sägeindustrie angeht.

Das Nadelöhr sind somit die Sägewerke und es ist nicht die Lage im deutschen Wald. Wie geht das weiter?

Wenn die Einschlagmenge und die Kapazität der deutschen Sägewerke wieder zusammenpassen, wird das Thema kein so großes mehr sein. Wir haben zum Glück in Zentraleuropa das Prinzip der nachhaltigen Holzwirtschaft, das sicherstellt, dass der Wald nicht ausstirbt. Das wirkt: Laut Bundeswaldinventur steigt die Menge der sogenannten „Vorratsfestmeter“ konstant sogar jährlich um 0,1 Prozent. Im Schnitt wird der deutsche Wald also „dicker“.

Müssen wir nicht fürchten, dass an anderen Orten der Welt, wo diese ökologischen Standards nicht gelten, dafür mehr und umweltschädlicher geerntet wird, wenn unsere Regelungen verhindern, dass bei uns alles gefällt wird, was der Markt fordert?

Das ist ein Problem! Der Verbraucher muss gucken, wo das Holz herkommt, das er verwendet! Wenn Holz genutzt und der Wald im selben Rahmen wieder aufgeforstet wird, ist das nachhaltig. Aber wenn Urwälder gerodet werden und auf diesen Flächen anschließend Soja fürs Schweinefutter in norddeutschen Zucht- betrieben angebaut wird, also Waldflächen für immer verschwinden – das ist alles andere als nachhaltig! Wenn ich regional kaufe, kann ich im Idealfall gucken, wie etwas hergestellt wird und woher der Rohstoff stammt.

Unsere ökologisch sicher sinnvollen Wiederaufforstungen verändern allerdings den Artenmix im heimischen Wald: 60 Prozent der Flächen, auf denen vormals Fichten standen, werden zu Laubwäldern. Wird das die Probleme am Bau verschärfen?

Der Wald erfüllt eine Vielzahl an Funktionen…

Der Mix an Baumarten, der gerade entsteht, wird vor allem eine Herausforderung für die Verarbeitung sein. Wenn sich ständig die Holzarten ändern, benötige ich vielfach einen anderen Werkzeugsatz in der Maschine, das senkt die Effizienz im Sägewerk. Das ist das eine. Andererseits ist ein Dachstuhl aus Eiche ganz schön schwer. (schmunzelt) Nadelholz ist halt leichter. Und man muss das Material ja auch verarbeiten: Schlagen Sie mal einen Nagel in Fichte oder in ein Stück Eiche im Dachstuhl! Hinzu kommt: Wenn auf einem Hektar Wald statt zehn Festmeter Nadelholz nur drei bis vier Festmeter Buche wachsen, entsteht irgendwann ein Mangel. Fichte, Kiefer, Douglasie, Küstentanne, Lärche sind da effizienter. Es wird also eine Herausforderung bleiben, wie acht Milliarden Menschen mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz versorgt werden können.

Damit sind wir beim Stichwort „Versorgungssicherheit“: Sitzt der Kunde der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) bald im Kalten, weil kein Material für seinen Brennstoff mehr da ist?

Es ist eher andersherum: Dadurch, dass viel aufgeforstet wird mit verschiedenen Holzarten, werden Wälder entstehen, die in den nächsten 20, 30 Jahren immer wieder durchforstet werden müssen. Die „krummen Dinger“ wird man dabei herausnehmen, weil man für die stoffliche Nutzung – Bauholz, Möbel, Verpackung – gerade Stämme benötigt, damit sie sich ordentlich sägen lassen. Also werden die „krummen Dinger“ typisches Energieholz sein. Pellets kann ich definitiv aus fast allen Holzarten machen; lediglich die Pappel bereitet durch die Schlackebildung bei der Verbrennung Probleme. Ansonsten können wir aus allen Holzarten Pellets herstellen. Dazu muss nur das Werkzeug – das Loch in der Matrize, durch die die Späne gepresst werden – zur Holzart passen.

Der Pelletnutzer muss sich demnach keine Sorgen um den Rohstoff machen, der Sägewerksbesitzer schon? Und wie ist es mit Preissteigerungen bei den Pellets, die aus Holz gefertigt werden? Eigentlich gilt doch, dass jede Nachfragesteigerung den Preis erhöht. Und Holz wird weiter stark nachgefragt werden, ebenso wächst der Energiehunger.

Natürlich hängen die Energiearten am Ende zusammen. Aber in den letzten 20 Jahren haben wir bei den Pellets nie das Auf und Ab wie etwa bei Öl erlebt: Da waren wahnsinnige Preissprünge zu beobachten. Mal kostete der Liter 40 Cent, plötzlich 1,10 Euro, zur Zeit kostet er um 70 Cent. Dieses Hin und Her kennen wir bei Pellets gar nicht! Seit zwei Jahrzehnten haben wir lediglich eine ganz allmählich steigende Tendenz gehabt, aber immer noch geringer als die Inflationsrate. 210, 220 Euro je Tonne kosten WWP jetzt – das ist fast der identische Preis, zu dem wir 2003/2004 WWP an private Endkunden geliefert haben!